Laut Studie können die Tiere logisch denken und Schlussfolgerungen ziehen. Die Denkfähigkeit der Vögel wurde anhand von sechs Versuchstieren überprüft, die alle ehemalige Haustiere und zwischen zehn und 35 Jahren alt waren, berichten die Forscher der Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF) in Grünau im Almtal (OÖ) und des Departments für Verhaltensbiologie der Universität Wien. Die Studie wurde gemeinsam mit der ARGE Papageienschutz in Wien durchgeführt.
Die Studie:
"Grey parrots use inferential reasoning based on acoustic cues alone" erscheint am 8. August 2012 in den "Proceedings of the Royal Society B" (DOI:10.1098/rspb.2012.1292).
Wo ist die Nuss?
In dem Versuch nimmt die Verhaltensforscherin Judith Schmidt vor einem Graupapagei zwei blaue Plastikbecher und schüttelt sie. In einem davon klappert es. Diesen Becher dreht der Papagei mit dem Schnabel um und kann so die Walnuss essen, die darin versteckt war. So weit, so einfach.
Beim nächsten Versuch schüttelt Schmidt nur einen der beiden Becher. Dabei ist nichts zu hören. Der Papagei steuert den anderen Becher an - er hat offensichtlich begriffen, wo diesmal eine Nuss verborgen sein muss.
Die Papageien fanden die Nüsse gleich schnell, egal ob die Forscher den leeren, den vollen oder beide Becher schüttelten. Wenn aus dem einen Becher keine Geräusche zu hören sind, schließen die Papageien, dass die Belohnung in dem anderen steckt.
Das haben bisher nur Menschenaffen und Kinder ab drei Jahren auf Anhieb geschafft. Andere Affen schaffen es teilweise nach intensivem Training, Hunde lassen sich etwa auf Telefon-Klingeltöne dressieren, kommen aber nicht vom Fehlen eines Geräusches auf die richtige Spur.
Gehirn in Relation zum Körper
Kluger Alex:
Über das Leben und Sozialsystem der Graupapageien weiß man nicht allzu viel, sie kommen in der Natur nur im Regenwald Afrikas vor. Dass sie nicht dumm sind, hat vor allem Alex bewiesen, ein Graupapagei der US-Tierpsychologin Irene Pepperberg. Er konnte über 200 Wörter äußern, Fragen beantworten und sagen, ob etwas mehr oder weniger ist. Machte ein anderer Graupapagei einen Fehler, korrigierte er ihn.
Um so schlau wie Schimpansen zu sein, brauchen Papageien nicht ein ebenso großes Gehirn, erklärte Verhaltensforscher Kurt Kotrschal im Gespräch mit der APA. Es zählt nicht die absolute Gehirngröße, sondern wie groß es im Vergleich zum Körper ist. Wichtig sei vor allem das Großhirn. "Hier liegen Krähenvögel und manche Papageien mit der relativen Hirngröße im Bereich von Schimpansen, und die geistige Leistungsfähigkeit ist ebenfalls vergleichbar", so Kotrschal.
Die Graupapageien konnten besser erkennen, wo die Nuss versteckt war, wenn Schmidt die Becher waagrecht schüttelte, und nicht auf und ab. "Das ist ein Ergebnis, mit dem wir nicht gerechnet haben", sagte der Leiter der Studie, Christian Schlögl, der mittlerweile am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen arbeitet, zur APA. Die Forscher vermuten, dass das Auf-und-ab-Schütteln die Papageien irritierte, weil es ihre Kopfbewegungen nachahmte.
science.ORF.at/APA