Die Psychologin Anita Kelly und die Statistikerin Lijuan Wang von der amerikanischen University of Notre Dame hatten mit 110 Probanden, darunter knapp zwei Drittel Studenten, über 10 Wochen lang Lügendetektortests durchgeführt. Ihre Ergebnisse, die noch nicht erschienen sind, präsentierten sie kürzlich beim jährlichen Kongress der American Psychological Association in Orlando.
Die Forscherinnen hatten für ihre Studie die Testpersonen in zwei Gruppen aufgeteilt. Gut der Hälfte der Befragten wurde aufgetragen, über den Versuchszeitraum keine kleinen und großen Lügen mehr zu erzählen. Die andere Hälfte fungierte als Kontrollgruppe und hatte keine Anweisungen erhalten.
Keine Ausreden mehr:
Die Forscherinnen berichteten, dass die Teilnehmer verschiedene Techniken gefunden hatten, um nicht zu lügen. Sie stellten etwa ihre täglichen Leistungen wahrheitsgetreu dar, statt sie aufzubauschen. Zudem erfanden die Befragten keine Ausreden mehr, wenn sie zu spät kamen oder eine Aufgabe nicht erfüllen konnten. Die Probanden fanden auch kreative Wege, um nicht mehr zu lügen. Einige stellten etwa auf eine tückische Frage eine Gegenfrage, um so ihr Gegenüber aus dem Konzept zu bringen.
Wöchentliche Lügendetektortests
Beide Gruppen mussten wöchentlich ins Labor kommen und Fragebogen über ihre Gesundheit sowie ihre Beziehungen ausfüllen. Zudem mussten sie sich einem Lügendetektortest unterziehen, um zu sehen, wie viele große Lügen oder Flunkereien sie in der Vorwoche erzählt hatten.
Dabei stellte sich heraus, dass die Probanden der Gruppe, die nicht lügen durfte, sich gesünder fühlten. Sie verspürten etwa weniger Kopfschmerzen, Halsweh, Stress, Traurigkeit und Angst als die andere Gruppe. Die Nicht-Lügner sahen sich zudem ab der fünften Woche selbst als „ehrlichere“ Personen an, und hatten nach Eigenaussage auch bessere Beziehungen und soziale Interaktionen.
Ö1-Sendungshinweis:
Über die Studie berichtet auch Wissen Aktuell am 8.8. um 13:55.
Jüngste Studien hätten ergeben, dass Amerikaner im Schnitt elfmal in der Woche lügen, berichten die Wissenschaftlerinnen. Nach Ende des zehnwöchigen Versuchszeitraums hätte die Gruppe der Nicht-Lügner nur mehr einmal in der Woche gelogen.
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