Ein Team von Wissenschaftlern um den britischen Physiker John Latham vom amerikanischen National Centre for Atmospheric Research hat ein Verfahren entwickelt, mit dem diese Methode des Geoengineering verwirklicht werden könnte. Geoengineering bezeichnet den Einsatz von technischen Mitteln zur Bekämpfung des Klimawandels.
Die Studie:
"Marine cloud brightening" von John Latham et al. ist am 20.8 in den "Philosophical Transactions of the Royal Society" erschienen.
Die Idee hinter dem sogenannten "marine cloud brightening" ist simpel: Schiffe sprühen Meereswassertropfen in die über dem Meer vorhandenen Wolken. Diese verdampfen und die übrig bleibenden Meersalzaerosole steigen zu den Wolken auf. Dort verwandeln sie sich in Kondensationskeime, an denen die Wolkentröpfchen wachsen. Nach dieser Impfung verteilt sich das Wasser nun auf mehr Wolkentröpfchen. Dadurch werden die Wolken weißer und können mehr Sonnenlicht reflektieren. Das führt in der Folge zu einer Abkühlung der Atmosphäre.
Flugzeuge untersuchen Wassertropfen
Die Forscher schlagen in ihrer Studie vor, mit einem kleinen Experiment die Effekte des "marine cloud brightening" zu testen. Zunächst sollen einige umbenannte, ferngesteuerte Rotorschiffe mit großen Sprühpumpen ausgestattet werden, die eine ausreichend hohe Anzahl von Tropfen in die Luft schießen können. Mit feinen Sensoren ausgerüstete Flugzeuge würden dann die Eigenschaften der Tröpfchen und ihre Verteilung in der Wolke analysieren. Weitere solche Flugzeuge sollen in der Folge untersuchen, wie sich die Wolke entwickelt und wie lange sie Bestand hat.
In der letzten Phase würden die Wissenschaftler fünf bis zehn Schiffe über eine Fläche von 100 Kilometern verteilen, und zwar an den Küsten Kaliforniens, Perus und Namibias, weil dort die Bedingungen am günstigsten wären. Die dort entstehenden Wolken seien groß genug, damit man mit Satelliten analysieren könnte, wie stark sie Sonnenlicht reflektieren, schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Keine gravierenden Langzeiteffekte erwartet
Den Anstoß für das "marine cloud brightening" gab das Phänomen der Kondensstreifen von Schiffen. Das sind Wolken, die sich hinter der Schiffsbahn bilden, ähnlich wie bei Flugzeugen. Sie entstehen aufgrund der Abgase der Motoren.
Rob Wood von der University of Washington, einer der Studienautoren, glaubt, dass diese Geoengineering-Methode keine gravierenden Langzeiteffekte hervorrufen würde. Es wäre zwar möglich, dass sie etwa zu weniger Niederschlag im Amazonas-Gebiet führen könnte, da sie den Anteil flüssigen Wassers in der Wolke reduzieren würde. Dies könnte aber umgangen werden, in dem man in dieser Region nicht sprühe.
Silberjodid gegen Regenwolken
Ähnliche Technologien wurden bereits eingesetzt, jedoch speziell um Regen auszulösen. China ließ 2008 Silberjodid in Regenwolken schießen, um zu verhindern, dass die Zeremonien der Olympischen Spiele in Peking gestört werden. Auch Russland schickt zu jedem Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland Flugzeuge gegen Wolken in die Luft. Im Vietnamkrieg verstärkten die USA mit chemischen Substanzen den Monsun, um den Nachschub der Vietcong zu unterbinden.
Geoengineering umstritten
Geoengineering ist allerdings bei einigen Wissenschaftlern umstritten. Für John Shepherd von der britischen Wissenschaftsakademie Royal Society sind viele Methoden unsicher und ihre Wirkung nicht nachgewiesen. Er glaubt auch, dass manche Techniken "ernstzunehmende schädliche Auswirkungen auf viele Menschen und Ökosysteme haben".
Pat Mooney, Leiter der kanadischen ETCGroup und Träger des alternativen Nobelpreises sieht darin einen "billigen und einfachen Ausweg für die Regierungen". Diese Technologien seien zwar verhältnismäßig billig, aber ein fatales Signal an die Gesellschaft, weiterzumachen wie bisher, so Mooney. "Sie verringern die Temperaturen temporär, bis man aufhört sie einzusetzen, und dann springt die Temperatur wieder zurück", sagte der Forscher kürzlich bei den Technologiegesprächen in Alpbach.
David Donnerer, science.ORF.at