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Quantenteleportationsexperiment für neue Rekorddistanz

Neuer Rekord bei Teleportation

Schon vor fünf Jahren konnten die Forscher um den Wiener Physiker Anton Zeilinger zeigen, dass sich Lichtteilchen über eine Strecke von mehr als 140 Kilometern miteinander verschränken lassen. Nun haben sie zum ersten Mal Quanteninformation über diese Rekorddistanz übertragen.

Quantenphysik 06.09.2012

"Wir konnten damit die technologische Machbarkeit für ein globales Quanteninternet zeigen", erklärte der Rupert Ursin, stellvertretende Direktor Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften im Gespräch mit der APA.

Austausch von Quantenzuständen

Die Studie:

"Quantum teleportation over 143 kilometres using active feed-forward" von Xiao-Song Ma et al. ist am 6. September 2012 in "Nature" erschienen.

Vor fünf Jahren haben die Wiener Physiker erstmals gezeigt, dass das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung selbst über eine Strecke von mehr als 140 Kilometer nachweisbar bleibt. Sie schickten dazu verschränkte Photonen von einem astronomischen Observatorium auf La Palma zu einer Empfangsstation auf der Nachbarinsel Teneriffa. Zwei verschränkte Teilchen, im konkreten Fall zwei Photonen, bleiben über beliebige Distanzen wie von Zauberhand miteinander verbunden. Könnte man zwei Spielwürfel verschränken, wüsste man bis zur Messung nicht, welche Augenzahl sie zeigen. Nach der Messung würde aber mit Sicherheit bei beiden die gleiche - zufällige - Seite nach oben zeigen.

"Wir haben mit dem damaligen Experiment gezeigt, dass wir grundsätzlich fähig sind, Verschränkung über diese große Distanz zu verteilen, nun ist es uns tatsächlich gelungen diese zu nutzen und Quanteninformation zu übertragen", so Ursin.

In der Praxis ist das allerdings gar nicht so einfach, denn die Quantenzustände sind äußerst empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Und diese sind groß, wenn die Photonen, die "Träger" der Quantenzustände, den Weg durch die turbulente Atmosphäre nehmen müssen. Die gelungene Übertragung sei "technologisch ein gewaltiger Schritt", so der Wissenschaftler. So haben die Physiker für das Experiment vor fünf Jahren das gesamte notwendige Equipment noch in einigen Koffern mitgenommen, "dieses Mal haben wir eine Tonne Material auf die Kanarischen Inseln geschickt".

Höhere Datenrate

Die Wiener Physiker konnten mit ihrem Experiment den bisherigen, von chinesischen Forschern vor wenigen Monaten aufgestellten Rekord von 97 Kilometern übertreffen. Zudem schafften sie mit Hilfe einer Methode (genannt "Active Feed-Forward"), die erstmals bei solchen Langstreckenexperimenten eingesetzt wurde, im Prinzip eine höhere Datenrate zu übertragen. Indem parallel zur Quanteninformation konventionelle Daten mitgeschickt wurden, die es dem Empfänger ermöglicht, die transferierte Information korrekt zu interpretieren, konnte die Übertragungsrate verdoppelt werden.

"Unser Experiment zeigt, wie reif Quantentechnologien heutzutage sind und wie nützlich sie für praktische Anwendungen sein können", so Anton Zeilinger in einer Aussendung der Uni Wien. Laut Ursin bedeutet die Arbeit einen "fundamentalen Schritt für ein Quanteninternet". Als nächsten notwendigen Schritt für Quantenkommunikation auf einer globalen Skala wollen die Forscher Satelliten-basierte Quantenteleportation realisieren. Dazu müssen Quanteninformationen zwischen Erde und Satellit bzw. zwischen Satelliten geschickt werden.

2010 hat Zeilinger dafür ein Kooperationsabkommen mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften über Quantenkommunikation im Weltraum unterzeichnet. Ziel ist es, bis 2016 einen ersten Satelliten mit einer Quelle für verschränkte Photonen zu starten. Laut Ursin treiben die Chinesen das Projekt voran, in Österreich sei die nationale Finanzierung dafür allerdings noch nicht ganz gesichert.

science.ORF.at/APA

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