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Obst und Gemüse im Korb

Forscher kritisieren jüngste Bio-Studie

Die Schlagzeilen waren groß und lauteten übereinstimmend: Bio-Nahrungsmittel sind kaum gesünder als konventionelle. Nun wird Kritik an der kürzlich veröffentlichten Studie laut: Die Forscher hätten Inhaltsstoffe, bei denen sich ein großer Unterschied zeigt, einfach weggelassen.

Bio-Schmäh? 18.09.2012

Am lautesten meldet sich die Ernährungswissenschaftlerin Kirsten Brandt von der Universität Newcastle zu Wort. Sie veröffentlichte 2011 selbst eine Metastudie zum Gesundheitseffekt von Bio-Lebensmitteln und kam zu dem Schluss, dass "bio" nahrhafter sei als konventionelle Lebensmittel.

Die Studie:

"Agroecosystem management and nutritional quality of plant foods: The case of organic fruits and vegetables" ist im Magazin "Critical Reviews in Plant Sciences" erschienen (DOI:10.1080/07352689.2011.554417).

Flavonol statt Flavanol

Befragt von der "Huffington Post", wie sie sich den Unterschied zur aktuellen Stanford-Studie erklärt, meint sie: "Die Auswahl der Kollegen scheint sehr selektiv gewesen zu sein. Sie haben nur jene Inhaltsstoffe aufgenommen, bei denen der Unterschied tatsächlich sehr gering ist. Andere hingegen fehlen."

Besonders verstörend war für Brandt das Ergebnis, dass es keinen Unterschied im Flavanol-Gehalt gegeben habe. Schließlich habe ihre eigene Auswertung einen deutlichen Unterschied bei dieser Untergruppe der sekundären Pflanzenstoffe gefunden, denen eine besonders gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. Nach Durchsicht aller Unterlagen fand die Forscherin des Rätsels Lösung: Die Stanford-Forscher hatten sich verschrieben und meinten eigentlich Flavonole, einen anderen Pflanzenstoff.

Wilde Spekulationen

Ö1 Sendungshinweis:

Über die Bio-Studie haben auch die Journale und "Wissen Aktuell" berichtet.

Neben der fachlichen Kritik blüht auch die Spekulation über andere Motive, etwa einen Zusammenhang zwischen der Studie und einer großen Spende des Lebensmittelkonzerns Cargill an die Universität Stanford. Stanford weist die Kritik zurück und betont, dass die Spende nicht dem Institut jener Forscher zugute gekommen sei, das die Studie erstellt habe.

Unbestritten sind die ökologischen Effekte biologischer Landwirtschaft, daran haben auch die Stanford-Forscher nicht gezweifelt. Die Diskussion über die gesundheitlichen Auswirkungen oder ihr Ausbleiben wird wohl weitergehen - sicherlich unterstützt durch neue Studien.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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