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Eine Frau konzentriert sich, meditiert

Meditation macht empathisch

US-Forschern zufolge verfeinert Meditation das soziale Gespür: Probanden konnten nach entsprechendem Training Gefühle in den Gesichtern anderer besser erkennen. Hirnscans bestätigen das Ergebnis.

Psychologie 08.10.2012

"Cognitively-Based Compassion Training", kurz CBCT, heißt die Meditationsvariante, die Psychologen der Emory University nun im Rahmen einer Studie angewandt haben. Während die traditionelle Meditation die urteilsfreie, leere Bewusstmachung des Jetzt zum Inhalt hat, geht es bei CBCT um die soziale Einbettung des Ichs, um die Analyse und Neuinterpretation der Beziehungen zu anderen.

"Die Grundidee ist, dass man die Gefühle gegenüber anderen trainieren kann", sagt Studienautor Tenzin Negi. "CBCT versucht das Ich zu der Einsicht zu bringen, dass wir alle voneinander abhängig sind - und dass jeder frei von Leid sein möchte."

Die Studie:

"Compassion meditation enhances empathic accuracy and related neural activity", Social Cognitive and Affective Neuroscience (doi: 10.1093/scan/nss095)

In den Augen anderer lesen

Wie Negi und Co. in einer Studie schreiben, scheint sich das Training auf den alltäglichen Sozialkontakt auszuwirken. Zumindest schnitten die entsprechend geschulten Probanden besser beim "Reading the Mind in the Eyes Test" ab als eine Vergleichsgruppe. Dabei geht es darum, die Gefühle einer Person zu erraten, allerdings unter erschwerten Bedingungen: Die Probanden bekommen bei dem Test nämlich nur Schwarzweiß-Fotografien der Augenpartien der betreffenden Person vorgelegt.

Die US-Forscher konnten das verbesserte Einfühlungsvermögen auch bei Analysen der Hirnaktivitäten festmachen. Laut Magnetresonanz-Tomografie wiesen die Probanden aus der Meditationsgruppe verstärkte Signale im inferioren frontalen Gyrus und im dorsomedialen präfrontalen Cortex auf.

Bisherige Studien zeigen: Beide Hirnregionen sind für das Entstehen von Empathie wichtig. Negis Kollege, der Psychiater Charles Raison, möchte die Methode nun in einem stärker medizinischen Kontext testen: "Jetzt möchten wir herausfinden, welchen Effekt CBCT bei Menschen mit Autismus und Depressionen hat."

science.ORF.at

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