Laut dem Leiter des Weltbevölkerungsprogramms (POP) des IIASA und Direktor des Wiener Instituts für Demografie der ÖAW liefern demografische Studien, die nur Alter und Geschlecht berücksichtigen, eine unzureichende Grundlage für die Berechnung der Bevölkerungsentwicklung. Es sei wichtig, weitere Faktoren wie Bildungsgrad und Gesundheitszustand miteinzubeziehen.
Das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) hat anlässlich der 40-Jahre-Jubiläums-Konferenz Nobelpreisträger, Wissenschafter und Politiker aus aller Welt nach Wien gebracht. Von 24. bis 26. Oktober dikutieren die über 800 Teilnehmer Wege diskutieren, wie Wissenschaft und Politik Lösungen für globale Probleme wie Umwelt, Energie oder Bevölkerungsentwicklung finden können.
Bildung entscheidet
Für eine Studie der IIASA wurden die Daten von mehr als 600 internationalen Experten zusammengefasst und verschiedene Szenarien der Bevölkerungsentwicklung berechnet. In den Modellen wurden unterschiedliche Einflussgrößen herangezogen, etwa die Entwicklung der Lebenserwartung und Versorgung mit Bildung. Im optimistischsten Szenario wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf neun Milliarden ansteigen aber bis Ende des Jahrhunderts auf ein Niveau unter dem heutigen sinken - Voraussetzung dafür sind unter anderem massive Investitionen in Bildung.
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Darüber berichtet auch Wissen Aktuell am 24.10. um 13:55.
Die Bildung von Frauen spiele für das Bevölkerungswachstum eine besonders tragende Rolle. In Untersuchungen von verschiedenen Ländern habe sich immer wieder gezeigt, dass die Geburtenrate zurückgehe, wenn der Bildungsgrad der Frauen steige, berichtete Lutz. Als Beispiel nannte er den Iran, wo die Anzahl der Geburten pro Frau drastisch zurückgegangen sei, seit Mädchen der Zugang zu Bildung erleichtert wurde.
Mehrere Studien würden außerdem den Zusammenhang von Bildung und Gesundheit belegen, darunter eine österreichische: Hierzulande hätten Akademiker eine um fünf Jahre höhere Lebenserwartung als Pflichtschulabsolventen.
Lutz hat Statistik in Wien und Pennsylvania studiert und ist Gründungsdirektor des Wittgenstein Zentrums für Demografie und Globales Human Kapital. Der Gewinner des Wittgenstein-Preises 2010 unterrichtet auch an der Wirtschaftsuniversität Wien.
science.ORF.at/APA