Die Larven der Juwelwespe (Ampulex compressa) scheiden eine Flüssigkeit aus, die aus zwei hochwirksamen Antibiotika besteht. Damit töten die heranwachsenden Wespen Bakterien in der Amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana), die für sie eigentlich tödlich wären, berichtet ein Forscherteam um Gudrun Herzner von der Universität Regensburg.
Die Studie:
"Larvae of the parasitoid wasp Ampulex compressa sanitize their host, the American cockroach, with a blend of antimicrobials" erscheint zwischen 7. und 11. Jänner 2013 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI: 10.1073/pnas.1213384110).
Krabbelnde Krankheitserreger
Insekten in der Küche zu haben, ist nicht nur einfach Ekel erregend, sondern möglicherweise auch gefährlich. Insbesondere wenn es sich bei den krabbelnden Mitbewohnern um Schaben handelt, ist die Gefahr groß, dass die Insekten Bakterien auf Lebensmittel übertragen, die auch für Menschen schädlich sein können.
Auch die Juwelwespe hat ein hygienisches Problem mit der Amerikanischen Großschabe, allerdings ein ganz anderes, als man vermuten könnte. Um sich fortzupflanzen, ist die parasitär lebende Grabwespe nämlich auf die Schabe als Wirtstier angewiesen. Dementsprechend können ihr die in und auf Kakerlaken lebenden Bakterien gefährlich werden.
Von innen aufgefressen

Gudrun Herzner
Die Wespe hat deswegen ein gefinkeltes System der Fortpflanzung und Gefahrenabwehr entwickelt. Zuerst versetzt sie die Schabe durch Injektion ihres Giftes in eine Art Lethargie und zieht das wehrlose Insekt in seine Nisthöhle. Ein Ei wird mit einer Art Klebstoff an einem Bein der Wespe festgemacht. Sobald die Larve schlüpft, dringt sie durch eine kleine Öffnung in den Körper der Schabe ein und ernährt sich solange vom Inneren des Wirtstiers, bis es tot ist und sich die Larve verpuppt. Rund sechs Woche nach Ablage des Eis schlüpft die junge Wespe aus dem Kadaver der Schabe.
Auf ihrem Entwicklungsweg kann dem Wespennachwuchs nur eines gefährlich werden: Serratia marcescens, ein Bakterium, das die Larven innerhalb weniger Stunden sterben lässt. Dieses Bakterium kommt von allen Mikroorganismen, die auf Schaben leben, am häufigsten vor.
Hochwirksame Antibiotika
Dass die Larven dennoch überleben können, liegt an einem Sekret aus ihrem Maul, in dem die Forscher zwei antibiotische Substanzen fanden: R-Mellein und Micromolide. "Mit diesem selbstproduzierten Wirkstoff reinigen die Wespenlarven ihr Wirtstier von innen", schreiben die Wissenschaftler. Im Labor töteten die Antibiotika nicht nur Serratia marcescens innerhalb weniger Stunden, sondern auch andere Krankheitserreger. Gudrun Herzer und ihre Kollegen attestierten der Substanz deshalb regelrechte "Breitbandwirkung".
Nachdem sich die von den Larven produzierte Substanz als so wirksam erwies, hoffen die Forscher auf mögliche Anwendungen am Menschen - auch wenn die genaue Form derzeit noch offen ist. Damit Insekten in der Küche irgendwann vielleicht nur mehr Ekel erregend, aber nicht mehr gesundheitsgefährdend sind.
Elke Ziegler, science.ORF.at