Das hat ein Team um Francois Fressin vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bei der Jahrestagung der US-Astronomenvereinigung AAS in Long Beach und parallel in einer Studie berichtet.
Die Studie:
"The false positive rate of Kepler and the occurrence of planets" von Francois Fressin und Kollegen ist am Preprint-Server arXiv.org erschienen und wurde für eine Publikation im "Astrophysical Journal" akzeptiert.
Link:
Bisher 2.740 extrasolare Planetenkandidaten
Seit 2009 hält das Kepler-Teleskop in einem fixen Himmelsbereich im Sternbild Schwan Ausschau nach fernen Planeten. Es misst die Schwankungen der Helligkeit von 150.000 Sternen: Diese verdunkeln sich, wenn ein Planet für kurze Zeit an ihnen vorbeizieht. Auf diese Weise wurden bisher 2.740 extrasolare Planetenkandidaten entdeckt - darunter auch 461 in der Größe der Erde - die allerdings großenteils noch bestätigt werden müssen.
Die Kandidatenliste muss v.a. in zweierlei Hinsicht korrigiert werden, wie Fressin gegenüber BBC News erklärte. "Zum einen ist sie unvollständig. Für jeden Planeten, den wir gut beobachten können, gibt es Dutzende andere, bei denen wir das nicht können."
Zum anderen könnten beobachtete Lichtschwankungen der Sterne auch andere Gründe haben: etwa Zwillingssterne, die sich bei ihren Umdrehungen immer wieder gegenseitig verdunkeln. Laut Fressin können diese Phänomene aber nur rund zehn Prozent der Beobachtungen erklären, beim Rest handle es sich tatsächlich um Planeten.
Große Planeten sind seltener
Die Hochrechnungen der Astronomen ergaben, dass um nahezu alle Sterne in der Milchstraße, die ähnlich wie unsere Sonne sind, Planeten kreisen. 17 Prozent von ihnen haben eine Größe von 80 bis 125 Prozent der Erde und eine Umlaufdauer von 85 oder wenigen Tagen. Rund ein Viertel aller Sterne dürfte über "Supererden" verfügen (125 bis 200 Prozent der Erdgröße) mit einem Orbit von 150 Tagen oder weniger.

NASA
Das gleiche gilt auch für Mini-Neptune mit der zwei- bis vierfachen Erdgröße und einer Umlaufdauer von 250 Tagen oder weniger. Größere Planeten sind vergleichsweise selten, sagen die Forscher. Nur fünf Prozent haben Gasriesen wie unser Jupiter.
Gute Chancen für "Erde 2"
Die neuen Schätzungen sind also gute Nachrichten für alle, die auf eine "Erde 2" samt möglicher außerirdischer Intelligenz hoffen. "Erden und Supererden sind nicht wählerisch. Wir finden sie in allen Arten von Sternen-Umgebungen", drückt es Studien-Koautor Guillermo Torres blumig aus.
"Erdgroß" heißt aber noch lange nicht "erdähnlich" oder gar "bewohnbar" - dafür muss definitionsgemäß die Oberflächentemperatur des Planeten passen, die für das lebensnotwendige Wasser in flüssiger Form sorgt.
Dies wiederum hat mit der Größe des Sterns zu tun, den der Planet umkreist, mit dem Abstand zwischen den beiden, und ganz allgemein mit den Bedingungen der Oberfläche. Die Chancen, eine "Erde 2" zu finden stehen nach der aktuellen Studie aber alles andere als schlecht.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
Mehr zu dem Thema aus dem Archiv: