"Österreich ist in Europa der einzige Staat, der kein Rahmen-Naturschutzgesetz hat. Zum Beispiel der Artenschutz ist in 27 Gesetzen geregelt: im Jagdgesetz, im Fischereigesetz, im Naturschutzgesetz – und das neun Mal, also in jedem Bundesland. Damit ist Artenschutz eigentlich rechtlich gar nicht machbar", sagt Birgit Mair-Markart, Bundesgeschäftsführerin des Naturschutzbundes in der ORF Radiosendung "Ö1 Wissen aktuell".
Österreich sei diverse internationale Konventionen und Verpflichtungen eingegangen (wie Biodiversitätskonvention, Ramsar-Konvention, etc.) und auch die machten ein Rahmengesetz auf Bundesebene notwendig, so die Naturschutzbund-Geschäftsführerin.
"Was man kennt, das liebt man"
Zweiter Wunsch zur 100-Jahr-Feier: jeder und jede von uns sollte mehr Tier- und Pflanzenarten kennen:
"Nicht zu wissen, was auf den Wiesen vorkommt, was in der Natur vorkommt, ist eigentlich die größte Bedrohung für die Biodiversität. Denn warum soll man etwas schützen, von dem man nicht einmal weiß, dass es existiert?"
Vom Kindergarten über die Schulen bis zu den Universitäten sollte aus Ansicht des Naturschutzbundes die Artenkenntnis, die Ausbildung in Taxonomie, verbessert werden, so die Biologin Birgit Mair-Markart: "Damit sich die Lehrkräfte wieder trauen hinaus in die Natur zu gehen und den Kindern zu zeigen, was draußen ist. Derzeit ist es ganz schlecht bestellt mit der Artenkenntnis – auch an Universitäten. Ich habe selbst Biologie studiert und da hatte Taxonomie einen ganz geringen Stellenwert. Hier muss angesetzt werden."
Laienwissen hilft Wissenschaft
Bei der Naturbeobachtung sei das Wissen von Laien übrigens sehr wertvoll, schildert die Naturschutzbund-Geschäftsführerin: "Es gibt Personen, die erstaunlich viel Wissen haben und auch sehr großes Spezialwissen – und diese Menschen können wesentliche Daten für die Wissenschaft liefern."
Wie das Wissen von Laien, das Wissen von vielen,
die Wissenschaft unterstützen kann (wie zum Beispiel bei der Naturbeobachtung), das wird heuer übrigens im Zuge des Ö1 Jahresschwerpunktes "Open Innovation" immer wieder Thema in den Ö1-Radiosendungen sowie auf science.ORF.at sein.
Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
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