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Schimpansenmutter mit Baby am Rücken

Oxytocin lässt auch Affen kuscheln

Das gerne als "Kuschelhormon" titulierte Oxytocin beeinflusst bei Menschen die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem, aber auch zwischen Partnern. Eine Studie zeigt nun: Auch bei Beziehungen von Schimpansen spielt es eine wichtige Rolle.

Biologie 23.01.2013

Das haben Forscher um Catherine Crockford und Roman Wittig vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig herausgefunden. Bei den Menschenaffen scheine Oxytocin eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung langfristiger sozialer Bindungen zu spielen - unabhängig von genetischer Verwandtschaft oder sexuellen Interessen, schreiben die Wissenschaftler.

Die Studie:

"Urinary oxytocin and social bonding in related and unrelated wild chimpanzees" erscheint am 23. Jänner 2013 in den "Proceedings of the Royal Society B"
(DOI:10.1098/rspb.2012.2765).

Wohltuende Beziehungen

Die Forscher untersuchten 148 Urinproben von 33 Schimpansen aus dem Budongo-Wald in Uganda. Sie fingen den Urin nach verschiedenen Situationen auf: Zum einen 15 bis 60 Minuten, nachdem sich die Affen der Fellpflege ("Lausen") gewidmet hatten. Zum anderen prüften sie auch Urin von Tieren, die sich nicht gelaust hatten.

Das Ergebnis zeigte, dass der Oxytocin-Spiegel nach der Fellpflege bei jenen Affen besonders hoch war, die intensive soziale Kontakte miteinander pflegen. Ob sie verwandt waren oder nicht, machte dabei keinen Unterschied, schreiben die Forscher. "Es liegt die Vermutung nahe, dass es nicht die soziale Fellpflege ist, die für erhöhte Oxytocin-Werte sorgt, sondern die Beziehung der Tiere", sagte Wittig.

Auf der anderen Seite waren die Oxytocin-Werte niedriger bei Affen, die eine Fellpflege vornahmen mit Artgenossen, die ihnen nicht weiter nahe standen - oder bei solchen, die sich gar nicht gelaust hatten.

Vertrauensstiftende Wirkung

Oxytocin verdankt seinem Ruf als "Kuschelhormon" verschiedenen Studien, die ihm eine vertrauensstiftende Wirkung zuschreiben. Es gilt etwa als Hoffnungsschimmer für ein Medikament gegen Autismus bei Menschen.

Das Hormon wird zum Beispiel während der Geburt ausgeschüttet und beim Stillen, so dass die Mutter-Kind-Bindung gestärkt wird. "Wir vermuten, dass der Bindungsmechanismus, der mit Oxytocin in Verbindung steht, bei den Tieren genauso vorkommt", sagte Affenforscher Wittig.

science.ORF.at/APA/dpa

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