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EU-Flagge

Eine Milliarde für zwei Projekte

Nun werden die Füllhörner ausgeschüttet. Die EU hat sich für zwei wissenschaftliche Flaggschiffprojekte entscheiden, die sie in den nächsten Jahren in großem Stil fördern wird: Das Gehirn als Simulation und Forschungen zum "Wunderstoff" Graphen.

EU-Förderung 25.01.2013

"Future and Emerging Technologies Flagship" heißt das EU-Programm offiziell. Es wurde 2009 ins Leben gerufen, um ambitionierte und visionäre Forschungsinitiativen zu fördern, die zur Bewältigung derzeitiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen sollen.

Sechs Finalisten wurden 2011 aus 21 Bewerbungen ausgewählt. Zur Konkretisierung ihrer Vorhaben hatten sie ein Jahr Zeit und rund 1,5 Mio. Euro zur Verfügung gestellt bekommen. Nun wurden die zwei ersten Flagship-Projekte ausgewählt.

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Dem Thema widmete sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 25.1., 13:55 Uhr.

Noch nicht ganz klar ist die Höhe der Förderung. Ursprünglich wollte die EU mit einer Summe von mindestens einer Milliarde Euro über zehn Jahre den Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, Forschung im ganz großen Stil zu betreiben.

Laut "Nature" erhalten die Projekte tatsächlich eine Mrd. Euro, allerdings soll nur die Hälfte davon von der EU-Kommission, die andere Hälfte von den teilnehmenden Institutionen kommen. In der Einladung für die Pressekonferenz von der für neue Technologien zuständigen EU-Kommissarin Neelie Kroes am Montag ist davon die Rede, dass die Projekte jeweils von "potenziell bis zu einer Milliarde Euro EU-Förderung" profitieren könnten.

Das Hirn im Computer

Das "Human Brain Project" hat nicht mehr und nicht weniger vor als das menschliche Gehirn zu simulieren. Unter der Leitung von Henry Markram von der ETH Lausanne (Schweiz) wollen mehr als 80 Forschungsinstitute möglichst detaillierte Modelle neuronaler Aktivitäten entwickeln.

Ohne gigantische Rechenressourcen wird das nicht gehen und das koste dementsprechend viel Geld, wie der Vorstand der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie an der Medizinischen Universität Innsbruck, Alois Saria, in der Vorbereitungsphase gegenüber der APA erklärt hatte. Neben Saria und seinem Team wird auch das Institute of Science and Technology (IST) Austria unter der Leitung des Neurophysiologen Peter Jonas am Projekt mitarbeiten.

Seitens der Technischen Universität (TU) Graz beteiligt sich der Vorstand des Instituts für Grundlagen der Informationsverarbeitung, Wolfgang Maass. Robert Trappl von der Österreichischen Studiengesellschaft für Kybernetik ist ebenfalls an Bord.

Material der Zukunft: Graphen

Viele Hoffnungen werden in das als "Wundermaterial" geltende, 2004 erstmals hergestellte Graphen gesetzt, weist doch die nur eine Atomschicht dünne, wabenförmige Kohlenstoff-Struktur zahlreiche bemerkenswerte Eigenschaften auf. Seine Entdecker, Andre Geim und Kostya Novoselov von der University of Manchester (Großbritannien), wurden für die erstmalige Herstellung von Graphen 2010 mit dem Physik-Nobelpreis geehrt.

Mehr als 120 Forschungsgruppen sind an dem von Jari Kinaret von der Technischen Universität Göteburg (Schweden) geleiteten Projekt beteiligt. Ziel ist, das Material von der Grundlagenforschung in die Praxis zu bringen, etwa für Anwendungen in Computern, Batterien oder Sensoren. Aus Österreich ist Thomas Müller vom Institut für Photonik von der TU Wien an dem Konsortium beteiligt.

science.ORF.at/APA

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