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Fruchtfliege Drosophila in Großaufnahme

Alkohol schützt Fruchtfliegen-Nachwuchs

Fruchtfliegen legen ihre Eier gerne in verfaulendem Obst ab - daher auch ihr Name. Der Alkohol, der sich in den vergärenden Früchten bildet, kann den Fliegen in manchen Situationen sogar das Leben retten: Er schützt nach einer neuen Studie die Larven vor gefährlichen Wespen.

Prophylaxe 22.02.2013

Die Fruchtfliegen legen ihre Eier bevorzugt in alkoholhaltigem Futter ab, wenn gefährliche Wespen in der Nähe sind. Fressen die geschlüpften Larven das Futter, tötet der Alkohol den Wespennachwuchs ab, der sonst in ihrem Inneren heranwachsen könnte. Die Untersuchung zeige, dass Fruchtfliegen ihren Nachwuchs prophylaktisch behandeln.

Therapie und Prophylaxe

Die Studie in "Science":

"Fruit Flies Medicate Offspring After Seeing Parasites" von B.Z. Kacsoh et al., erschienen am 21. Februar 2013.

Die Forscher um Balin Kacsoh von der Emory-Universität in Atlanta (US-Staat Georgia) hatten kürzlich gezeigt, dass Drosophila-melanogaster-Fruchtfliegen selbst Alkohol konsumieren, wenn sie von parasitären Wespen befallen werden. Sie therapieren sich im Fall einer Infektion also selber. In ihrer jetzt veröffentlichten Untersuchung wiesen die Wissenschaftler nach, dass die Fruchtfliegen sogar vorausschauend handeln und ihren Nachwuchs bei drohender Gefahr vorbeugend behandeln können.

Die Forscher ließen den weiblichen Fliegen die Wahl zwischen einer alkoholfreien und einer alkoholhaltigen Ablagestelle für ihre Eier. Normalerweise wählten die Fruchtfliegen das alkoholfreie Larvenfutter. Befanden sich allerdings weibliche parasitäre Wespen (Leptopilina heterotoma) in der Nähe, bevorzugten die Fliegen das alkoholhaltige Futter für ihren Nachwuchs. Männliche Parasiten lösten dieses Verhalten nicht aus, da sie keine Gefahr für die Fruchtfliegen darstellen, berichten die Forscher. Die Wespen-Weibchen legen ihre Eier normalerweise in den Larven der Fruchtfliegen ab, wo sie dann heranwachsen.

Die Prophylaxe zahlte sich aus: In Anwesenheit der Wespen hatte der alkoholversorgte Nachwuchs bessere Überlebenschancen als "nüchterne" Artgenossen, berichten die Wissenschaftler weiter. Ohne Wespen war das genau umgekehrt. Dies zeige, dass ein hoher Alkoholgehalt unter normalen Umständen für die Fruchtfliegen schädlich sei. Die Fliegen erinnerten sich lange Zeit an die Gefahr: Sie legten ihre Eier auch dann noch in Alkohol ab, wenn die Wespen längst verschwunden waren. Schließlich zeigten die Forscher noch, dass ein Neuropeptid F genanntes Eiweiß im Gehirn der Fruchtfliegen das Verhalten kontrolliert.

science.ORF.at/APA/dpa

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