Drei Projekte konnten bisher erfolgreich finanziert werden, sie wurden insgesamt mit 22.500 Euro unterstützt. Die bisher höchste Fördersumme erreichte das Forschungsprojekt "PfEn - Energetische Nutzung von Pferdemist".
108 Unterstützer steuerten 14.650 Euro bei und übertrafen damit die 10.000 Euro, die Saskia Oldenburg und ihr Team von der Technischen Universität Hamburg-Harburg für die Finanzierung angestrebt hatten. Mit dem Geld wollen sie eine Versuchsanlage zur Trennung von Pferdemist für die Energiegewinnung aufbauen.
Links:
- Sciencestarter
- Projekt: PfEn - Energetische Nutzung von Pferdemist
- Projekt: There is Literature in Africa?!
- Projekt: One World One Lab
Ö1 Jahresschwerpunkt 2013: Open Innovation
"Öffentliches Wissen" und Bürgerbeteiligung spielen in enger Verbindung mit Qualitätsjournalismus eine immer größere Rolle. Mit dem Jahresschwerpunkt "Open Innovation" unterstreicht Ö1 die Bedeutung dieses Phänomens für eine zukunftsweisende Entwicklung der Zivilgesellschaft. Aktuelle Beiträge und Hintergrundberichte in verschiedenen Sendeformaten von Ö1 informieren, auch science.ORF.at widmet diesem Thema eine Reihe von Beiträgen.
Immunologie und Literaturwissenschaft
Gemeinsam finanziert haben die "Sciencestarter" bisher außerdem einen Zuschuss zur Kameraausrüstung in Höhe von 2.419 Euro, die der Immunologe Christian Stern vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung für eine Recherchereise durch Wissenschaftslabore weltweit benötigt.
Die Doktorandin der Literaturwissenschaft Anne Schelhorn von der Humboldt-Universität zu Berlin warb einen Zuschuss in Höhe von 5.440 Euro für ihre Forschungsreise durch Westafrika ein, auf der sie die mündliche Literatur der Region untersuchen möchte.
"Sciencestarter" wurde im November 2012 von der deutschen Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) mit Unterstützung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft gestartet. Derzeit suchen neun Projekte in der "Crowd" nach Unterstützern, die genannten drei haben sie bereits in ausreichendem Maß gefunden.
Pferdemist als Dankeschön
"Interessant ist Crowdfunding v.a. für kleinere Forschungsprojekte, die geringere Beträge brauchen als jene, um die sich die großen Förderinstitutionen kümmern", erklärt Katja Machill von "Sciencestarter" gegenüber science.ORF.at. Die Plattform gibt als Obergrenze 100.000 Euro an, empfiehlt den Projekten aber, deutlich geringere Summen nachzufragen. Großer Vorteil des Systems: Bei Erfolg fließt das Geld viel schneller als über langwierige Projektanträge.
Scheu vor der Öffentlichkeit sollten die Forscher und Forscherinnen jedenfalls nicht haben. Als Gegenleistung für die Finanzierung stehen sie in regem Austausch mit den Unterstützern. Zum einen via Internet, wo sie laufend über den Arbeitsfortschritt berichten, zum anderen über kleine "Dankeschöns": Wer etwa Saskia Oldenburg und ihr Team mit 400 Euro sponsert, bekommt ein Kunstwerk - Pferdemist in Acryl gegossen; für nur 50 Euro gibt es das gleiche, nur getrocknet und als Dünger.
Interesse auch in Österreich
Interesse an "Sciencestarter" besteht auch aus Österreich, wie Katja Machill betont, konkretes Projekt gebe es bisher aber keines. Die zentrale Förderinstitution für Grundlagenforschung hierzulande, der Wissenschaftsfonds FWF, zeigt sich prinzipiell aufgeschlossen, aber abwartend.
"Im Bereich des Crowdfunding in den Wissenschaften tut sich international einiges", meinte FWF-Sprecher Stefan Bernhardt. "Wir beobachten diese Entwicklungen mit Interesse. Ob Crowdfunding eine Option für die Finanzierung von Forschungsprojekten in Österreich wird, ist unserer Einschätzung nach gegenwärtig offen."
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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