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Der Daumen-Hoch "Like"-Button von Facebook

Studie: Du bist, was du "likest"

Ob das allen Facebook-Benutzern gefällt? Britische Forscher berichten, dass man über eine Analyse der "Like"-Klicks viel über die User erfahren kann. Ob Alkoholkonsum, Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder politische Ansichten - der "Gefällt mir"-Knopf verrät mehr private Details als manchem wohl lieb ist.

Psychologie 12.03.2013

Das fanden der Psychologe Michal Kosinski und Kollegen von der Universität Cambridge bei einer Untersuchung von 58.000 Facebook-Nutzern in den USA heraus.

Die Studie:

"Private traits and attributes are predictable from digital records of human behavior" erscheint zwischen 11. und 16. März 2013 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI: 10.1073/pnas.1218772110.

Kundenkarten und soziale Medien

Die Erforschung menschlichen Verhaltens hat eine lange Geschichte, dennoch wurde mit den digitalen Medien ein neues Kapitel aufgeschlagen. Denn während Studien noch vor 30 Jahren darauf angewiesen waren, Personen zum Ausfüllen eines Fragebogens bzw. zur Teilnahme an einer Befragung zu bitten, reicht es heute, im Alltag entstehende Datensätze auszuwerten.

Supermarktketten etwa sammeln durch ihre Klubkarten Informationen zum Kaufverhalten, um ihre Werbung darauf besser abstimmen zu können. Zum gleichen Zweck speichern auch soziale Medien wie beispielsweise Facebook die Aktivitäten ihrer Mitglieder. Die britischen Forscher haben nun die "neue" und die "alte" Welt verknüpft: Sie werteten die "Likes" der Studienteilnehmer auf Facebook aus und verglichen sie mit Antworten in Fragebögen.

Genaue Vorhersagen

Ö1 Sendungshinweis:

Über ein neues Buch über Facebook & Co berichtete am 22. Februar 2013 "Kontext - Sachbücher und Themen".

Die Ergebnisse waren eindeutig: Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung und politische Einstellung der Nutzer konnten erstaunlich genau vorhergesagt werden, berichten die Psychologen. Bei der Unterscheidung von Weißen und Afro-Amerikanern lagen sie zu 95 Prozent richtig, Männer und Frauen konnten sie zu 93 Prozent korrekt zuordnen. Sie folgern, "dass sich die Nutzungsmuster im Netz zwischen diesen Gruppen deutlich genug unterscheiden, um eine fast perfekte Zuordnung vorzunehmen".

Das gilt auch für möglicherweise sensible Informationen: So stimmte die Vorhersage, ob ein Mann homo- oder heterosexuell ist, in 88 Prozent der Fälle. Bei Frauen war die Aussage mit 75 Prozent weniger genau.

Intelligenz und sexuelle Orientierung

Weitere interessante Zusammenhänge: Ein "Like" für die US-Satiresendung "Colbert Report" ist laut Studie ein guter Indikator für hohe Intelligenz, ein Daumen hoch für die Motorradmarke "Harley Davidson" deutet hingegen auf das Gegenteil hin.

Wer bei der Hip-Hop-Gruppe vom "Wu-Tang Clan" auf "Like" klickt, ist wahrscheinlich heterosexuell. Ein "Like" für die Schwulenrechte-Kampagne "No H8" (für "No Hate", also "kein Hass") deutet - wenig überraschend - auf Homosexualität hin.

Digitale Spuren

Werbetreibende, Behörden und die eigenen Facebook-Freunde könnten mit Hilfe von Computerprogrammen Informationen herausfinden, die der Einzelne nicht habe teilen wollen, warnen die Forscher. "Mit der immer weiter wachsenden Anzahl digitaler Spuren wird es schwierig für Menschen, zu kontrollieren, welche ihrer Einstellungen offen gelegt werden", schreiben sie.
Und zu guter Letzt: Soziale Netzwerke sollten auf Transparenz achten und Nutzern Kontrollmöglichkeiten bieten.

science.ORF.at/APA/dpa

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