Unter Führung der Universität Auckland in Neuseeland hatten die Forscher bei zwölf Massenstrandungen in Australien und Neuseeland die DNA von 490 Grindwalen untersucht. Dabei stellten die Forscher fest, dass die meisten der bis zu sechs Meter langen Meeressäuger nicht miteinander verwandt waren.
Die Studie im "Journal of Heredity"
"Genetic evidence of multiple matrilines and spatial disruption of kinship bonds in mass strandings of long-finned pilot whales, Globicephala melas" von Marc Oremus et al., erschienen am 14.3.2013
"Würde das Sozialverhalten der Wale, das auf Verwandtschaft basiert, eine wichtige Rolle bei den Massenstrandungen spielen, dann hätten wir herausgefunden, dass die gestrandeten Tiere alle miteinander verwandt sind", erklärte der Leiter der Studie, Marc Oremus. Auch Kälber fanden die Wissenschaftler - anders als erwartet - nicht in der Nähe der Mütter auf.
Bisher nahmen viele Forscher an, dass Umwelteinflüsse wie die Wassererwärmung, der Anstieg der Meeresspiegel und Lärm die Meeressäuger desorientieren und so die Massenstrandungen auslösten. Der Koautor der Studie, Scott Baker von der US-Universität Oregon, nannte aber eine neue These.
Führt Konkurrenz zu Strandungen?
"Es ist möglich, dass das Sozialverhalten der Wale die Strandungen auslöst, dieses aber nicht auf Verwandtschaft basiert." Vielmehr könnte eine Art Bruch in der Gruppe oder Konkurrenzverhalten zwischen verschiedenen Gruppen den Strandungen vorausgehen, erklärte Baker. Konflikte wie Rivalitäten bei der Beutesuche und Fortpflanzung könnten demnach der Strandung der Wale vorangehen.
Verwirrende Schreie
Den Erkenntnissen der Wissenschaftler zufolge ist es möglich, dass die Schreie der sich in Not befindenden Meeressäuger die anderen Tiere verwirren und dazu führen, dass sich Familienmitglieder voneinander entfernen und schließlich stranden. Die Studie der Universität Auckland hat auch direkte Auswirkungen auf die Rettung gestrandeter Wale.
"Bisher wurden Walkälber häufig mit den Weibchen, bei denen sie gefunden wurden, wieder ins Meer geleitet, da man annahm, dass es sich um die Mütter handelt. Die Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen jetzt, dass wir bei der Rettung nicht nur von diesem Grundsatz ausgehen können", erläuterte Baker. In Neuseeland verirren sich zwei- bis dreimal pro Jahr zahlreiche Grindwale an die Küste.
science.ORF.at/APA/AFP