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Studentin im Seminarraum

Studienerfolg: Vorhersage durch Schulnoten

Schulnoten sagen den Studienerfolg besser vorher als Studierfähigkeitstests. Dies hätten verschiedene Metaanalysen belegt, betonte Lothar Schmidt-Atzert, Professor für Psychologische Diagnostik an der Universität Marburg gestern bei einer Tagung der Universitätskonferenz zum Thema "Zulassungsverfahren" in Wien.

Uni-Zugang 12.04.2013

Allerdings sei eine Auswahl anhand von Studierfähigkeitstests gerechter als eine Aufnahme aufgrund von Schulnoten. Die besten Vorhersageergebnisse brachte außerdem eine Kombination aus Schulnoten und Tests. Wesentlich schlechter schnitten Interviews zur Studentenauswahl ab.

Nicht fachbezogen

Überraschendes Ergebnis: Zwar ließ sich durch Schulnoten der Studienerfolg am besten vorhersagen - ein wesentlich schlechterer Prädiktor war allerdings die Heranziehung lediglich der studienfachbezogenen Noten (also etwa nur die Biologie-Note für ein Biologie-Studium).

Nur wenige Unterschiede bezüglich des Prognosewerts gibt es offenbar bei der Frage, ob bei Aufnahmetests eher die allgemeine Studierfähigkeit oder die studiengangsspezifische Eignung herangezogen werden soll. In den USA gebe es mit dem SAT (Scholastic Aptitude Test), der akademische Fähigkeit misst, und dem ACT (American College Testing), der die fachliche Eignung in verschiedenen Fächern abfragt, zwei unterschiedlich ausgerichtete Verfahren. "Beide korrelieren aber hoch", so Schmidt-Atzert.

Prognose für Studiendauer

Weiteres Ergebnis: Schulnoten und Studierfähigkeitstests können nicht nur den Studienerfolg prognostizieren, sondern auch die Studiendauer - wenn auch in eingeschränkterem Ausmaß. Für nicht sinnvoll hält es Schmidt-Atzert übrigens, mit Tests zu versuchen, nicht den Studien- sondern den Berufserfolg vorherzusagen. "Davon würde ich abraten, da die Vielfalt der Berufsmöglichkeiten für Absolventen das eigentlich ausschließt." Ausnahme wäre höchstens das Lehramtsstudium.

Gleichzeitig gebe es aber auch Grenzen von Zulassungsverfahren. So lieferten Aufnahmeverfahren etwa nur eine einseitige Sichtweise und ließen außer Acht, dass umgekehrt auch Studenten wissen wollen, auf welches Studium sie sich einlassen. Außerdem könnten bestimmte Dinge wie Leistungsmotivation, Gewissenhaftigkeit, Einstellung zum Studium und Arbeitsverhalten nicht gemessen werden bzw. seien verfälschbar. Folge beider Faktoren sei dann, dass zwar formal geeignete Kandidaten ausgewählt werden, diese aber ihr Studium eventuell abbrächen. Deshalb müssten Studierende auch realistische Infos über das Studium bekommen oder Studienberatung und Self Assessments in Anspruch nehmen können, so der Wissenschaftler.

Weiteres Problem: Durch gezielte Vorbereitung würden Kandidaten nach zwei bis drei Versuchen bessere Testergebnisse abliefern, Coaching würde die Testleistung noch stärker positiv beeinflussen. "Wer dafür bezahlen kann, hat bessere Werte", meinte Schmidt-Atzert. Als Gegenmaßnahme empfahl er Informationen für alle bzw. Gratis-Vorbereitungskurse durch die Unis im Internet.

science.ORF.at/APA

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