2010 strich das Wissenschaftsministerium die Subvention, erst nach monatelangen Verhandlungen wurde das ESI als Forschungsplattform der Universität Wien angegliedert. Seine Zukunft ist allerdings weiter unsicher, das Budget nur bis 2015 fixiert.
Raum für Zusammenarbeit
Anfang der 1990er Jahre wollte Österreich eine internationale Großforschungseinrichtung ins Land holen - ein Projekt, das letztlich scheiterte, in dessen Windschatten allerdings mehrere Einrichtungen entstanden. Das 1993 auf Initiative der Wiener Mathematiker und Physiker Walter Thirring, Peter Michor und Heide Narnhofer gegründete Schrödinger Institut war eines davon und hat sich weltweit Renommee erworben, wie auch der internationale Proteststurm bei der drohenden Schließung 2010 gezeigt hat.
"Wir versuchen hier, einen Forschungsraum zu schaffen, in dem Leute in Ruhe zusammenkommen und sich dem Wechselspiel zwischen dem 'Kampf mit dem weißen Papier' bei der Lösung mathematischer Probleme und den Gesprächen mit den Kollegen stellen können - und das wollen wir auf möglichst hohem Niveau erreichen", so Schwermer.
Wissenschaftliches Rückgrat des Instituts sind die thematischen Programme. Drei bis vier Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern organisieren diese Aktivität und arbeiten dann "mit Kollegen ein paar Monate am ESI an einem aktuellen Thema der Mathematik und mathematischen Physik", so der ESI-Direktor. Die Teilnehmer solcher Programme erhalten vom ESI nur ein Taggeld, Reisekosten oder Vortragshonorare werden keine bezahlt. Dennoch gibt es laut Schwermer auch für die nächsten Jahre weit mehr Programmvorschläge als das ESI zeitlich und finanziell bewältigen könne.
Budget langfristig ungesichert
Weiters kommen im Rahmen sogenannter "Senior Research Fellowships" Gastwissenschaftler für mehrere Monate ans ESI und halten hier Lehrveranstaltungen. Und seit 2012 gibt es die Möglichkeit für kleine Gruppen von zwei bis vier Forschern, im Rahmen von "Research in Teams" ein bis vier Monate gemeinsam am ESI zu arbeiten.
Nach der "Durststrecke" zwischen Herbst 2010 und Sommer 2011, in der man nicht wusste, wie es weitergeht, laufen diese Programme wieder, "und wir sind sicher wieder auf demselben wissenschaftlichen Niveau wie in den Jahren zuvor". Allerdings musste durch die Kürzung des Budgets von einer Mio. Euro auf 800.000 Euro das seit 2003 laufende Junior Research Fellow-Programms gestrichen werden. "Das ist sehr bedauerlich, da die jungen Nachwuchswissenschaftler eine Bereicherung für das ESI waren", sagte Schwermer.
Zudem schwebt über dem ESI das Damoklesschwert eines nur bis Ende 2015 gesicherten Budgets."Wir überlegen gemeinsam mit dem Rektorat sehr intensiv, in welcher Form wir das ESI auf finanziell sichere Beine stellen können", so Schwermer. Er sieht in Zukunft nur die Möglichkeit einer weiteren Basisförderung durch das Wissenschaftsministerium, auch in Zusammenarbeit mit der Uni. Dazu sei aber ein klares Bekenntnis notwendig, "ja, wir wollen das ESI haben, also einen Forschungsraum für Grundlagenforscher in Mathematik und mathematischer Physik, ein Institut, das international hoch angesehen ist, und wieder gut funktioniert", so Schwermer, der seitens der Uni eine große Bereitschaft dazu ortet.
Grundlagen für Probleme von übermorgen
Zusätzlich könne man dieses Budget durch Drittmittel ergänzen. So ist es dem ESI gelungen, von der Simons-Foundation in New York eine fünfjährige Stiftungsprofessur für Mathematik oder Mathematische Physik zu erhalten. Diese läuft ab Herbst und soll demnächst ausgeschrieben werden.
"Die Forschungsergebnisse des ESI werden nicht gerade in Produkte von morgen einfließen, sie werden aber notwendig sein, um die Probleme von übermorgen überhaupt im Rahmen der Physik behandeln zu können", hieß es seitens des ESI bei der Gründung 1993. Das sei nach wie vor gültig, betonte Schwermer. Er wies aber darauf hin, dass schon heute "grundlegende Erkenntnisse im Bereich Mathematik und mathematische Physik die Grundlage von vielen Entwicklungen bilden", vom Navigationssystem GPS bis zum Strichcode an der Supermarkt-Kasse.
Bei dem Jubiläumsworkshop am Montag und Dienstag kommender Woche diskutieren renommierte Wissenschaftler zu Thema "Two Decades at the Interface of Mathematics and Physics – The [un]reasonable effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences".
science.ORF.at/APA