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hochzeitsfoto eines glücklichen Paars

Internet verhilft zu einer glücklicheren Ehe

Manche empfinden sie als Romantikkiller schlechthin: Online-Plattformen, auf denen man nach dem perfekten Partner bzw. der idealen Partnerin suchen kann. Langfristig scheint sich die Nüchternheit der Suchmaske aber zu bewähren. Denn laut einer US-Studie verhilft das Internet zu einer glücklicheren Ehe.

Psychologie 04.06.2013

Am schlechtesten in der langfristigen Perspektive entwickeln sich Ehen, deren Partner sich in Bars bzw. bei einem Blind-Date kennengelernt haben, berichten die Studienautoren um den Psychologen John Cacioppo von der Universität Chicago. Er ist auch wissenschaftlicher Berater eines US-amerikanischen Online-Dating-Portals, weshalb die Studie besonders strengen Richtlinien unterlag.

Die Studie:

"Marital satisfaction and break-ups differ across on-line and off-line meeting venues" erscheint zwischen 3. und 7. Juni 2013 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI:10.1073/pnas.1222447110).

Zwischenmenschliches per Computer

Nicht nur bei Einkäufen, Urlaubsbuchungen und Behördenwegen wird das Internet wichtiger. Auch Zwischenmenschliches wird immer häufiger über den Computer abgewickelt. So lernte sich bereits ein Drittel jener Menschen, die zwischen 2005 und 2012 in den USA heirateten, online kennen, berichten John Cacioppo und Kollegen in ihrer Studie. Als Grundlage für ihre Analyse zogen sie eine repräsentative Umfrage mit knapp 20.000 Teilnehmern heran.

Wobei "online" mittlerweile sehr unterschiedliche Treffpunkte bezeichnen kann. Am dominantesten in der Welt der Online-Bekanntschaften sind laut der nun vorliegenden Analyse die Partnerbörsen mit 45 Prozent, gefolgt von den sozialen Netzwerken mit 21 Prozent. Der Rest der Menschen, die ihren Partner im Internet kennengelernt haben, verteilt sich auf viele verschiedene virtuelle Treffpunkte wie beispielsweise Chat-Rooms, Communities und Online-Spiele. Die Mehrheit trifft sich immer noch offline, wobei Schule und Arbeitsplatz, Vereine und Kirchen zumindest in den USA jene Plätze sind, an denen die meisten Partnerschaften entstehen.

Dauerhafter und zufriedener

Schon in den letzten Jahren häuften sich die Hinweise, dass sich mit dem Ort des Kennenlernens auch die Qualität der Partnerschaften ändert - so zeigte sich beispielsweise, dass Paare, die sich über Online-Partnerbörsen gefunden haben, schneller heiraten und Kinder bekommen (Online-Paare sind zielstrebiger).

Cacioppo und Kollegen wollten diesem kurzfristigen Befund einige Ergebnisse zur längerfristigen Entwicklung hinzufügen und entdeckten hinsichtlich der Länge der Beziehung und der Zufriedenheit Unterschiede zwischen on- und offline begründeten Partnerschaften: So waren zum Zeitpunkt der Studie sechs Prozent der zwischen 2005 und 2012 geschlossenen Ehen, denen eine Online-Bekannschaft voraus gegangen war, geschieden, bei den Offline-Ehen waren 7,6 Prozent gescheitert. Außerdem zeigten sich Menschen in durch das Internet vermittelten Ehen zufriedener, berichten die Forscher.

Die Gründe für die höhere Zufriedenheit wurden nicht erhoben - bleiben die Spekulationen der Psychologen: Die starke Motivation der Online-Dater, die Möglichkeit eines Screenings vor dem ersten Treffen und die große Menge an Partneroptionen könnten dazu beitragen, eine besonders bewusste Entscheidung zu treffen. Diese Thesen sollen in einer Nachfolgestudie geprüft werden.

science.ORF.at

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