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Blaue Viagra-Pillen in einer Hand

Patent läuft aus: "Viagra" wird billiger

Die Aufregung war groß, als im September 1998 mit "Viagra" die erste Pille gegen erektile Dysfunktion auf den Markt kam. Am 22. Juni 2013 ist es mit dem Patentschutz in vielen Staaten Europas vorbei. In Österreich stehen schon mehr als zwei Dutzend billigere Nachahmepräparate bereit.

Pharmazie 17.06.2013

Neues Prinzip

An sich war der Wirkstoff Sildenafil für Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt worden. Zuvor waren an Medikamenten gegen die erektile Dysfunktion nur in den Penis zu injizierendes Papaverin und Prostaglandin E1 zur Verfügung gestanden.

Der in Tablettenform einzunehmende Hemmstoff des Phosphodiesesterase 5-Enzyms (PDE5), welcher den Blutfluss im männlichen Geschlechtsorgan erhöht, war ein völlig neues Prinzip. Wirksamkeitsraten von an die 70 Prozent und akzeptable Risiken für Nebenwirkungen trugen zu dem Erfolg bei. Nach einiger Zeit kamen zwei ähnliche und derzeit noch patentgeschützte Medikamente des US-Pharmakonzerns Eli Lilly und von Bayer heraus.

2,1 Milliarden Umsatz

Mit seinen blauen Pillen machte Pfizer vergangenes Jahr 2,1 Milliarden US-Dollar Umsatz (1,58 Milliarden Euro). "Die Faszination um die Kultpille bleibt auch nach 15 Jahren ungebrochen", hieß es am Montag in einer Aussendung von Pfizer Österreich. Freilich, falsch verstandene Scham von Betroffenen und der Preis haben weltweit auch für einen mehr oder weniger "giftigen" Schwarzmarkt von gefälschten Produkten gemacht.

Mit dem Ende der Patentfrist bringt Pfizer in Österreich ein eigenes Produkt zu einem günstigeren Preis heraus, was zumindest einen positiven Effekt haben sollte: das Austrocknen des Marktes für dubiose Produkte. Immerhin fanden sich in den Fälschungen in der Vergangenheit auch Gifte und Substanzen bis hin zu Straßenmarkierungsfarbe.

Rezeptpflicht bleibt

Mehr als zwei Dutzend zugelassener Nachahmeprodukte dürften in nächster Zeit auf den Markt kommen. Rezeptpflichtig bleiben die Medikamente natürlich. Ob in Zukunft die Krankenkassen das Mittel zahlen werden, bleibt abzuwarten.

Ohne Zweifel aber haben "Viagra & Co." dem Thema der erektilen Dysfunktion die Peinlichkeit genommen: Noch Mitte der achtziger Jahre wurde das Thema in der Medizin kaum angesprochen - un das, obwohl rund 50 Prozent der über 60-jährigen Männer daran leiden. Bei den 40- bis 50-Jährigen sind es laut Studien 20 Pozent. Mit Sildenafil und den anderen Wirkstoffen bekamen Betroffene und Ärzte die Möglichkeit, das Thema mit einem Ausblick auf Hilfe zu diskutieren.

science.ORF.at/APA

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