Standort: science.ORF.at / Meldung: "Blumen am Grab bereits vor 13.000 Jahren"

Ein mit Kerze und Blumen geschmücktes Grab

Blumen am Grab bereits vor 13.000 Jahren

Menschen haben Gräber früher als gedacht mit Blumen geschmückt. Sie legten die Grabstätten bereits vor etwa 13.000 Jahren damit aus, wie Untersuchungen in Israel zeigten. Solche Zeremonien könnten das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe gestärkt haben, schreiben die Forscher.

Archäologie 02.07.2013

Die Studie:

"Earliest floral grave lining from 13,700–11,700-y-old Natufian burials at Raqefet Cave, Mt. Carmel, Israel" von Dani Nadel und Kollegen ist am 1.7.2013 in den "PNAS" erschienen.

Links:

Eines der untersuchten Gräber mit dem Skelett eines Mannes (links) und eines Buben. Unten die künstlerische Darstellung, wie das Begräbnis ausgesehen haben könnte. (Genehmigung von E. Gernstein)

D. Nadel et al., PNAS Early Edition (2013) - E. Gernstein

Eines der untersuchten Gräber mit dem Skelett eines Mannes (links) und eines Buben. Unten die künstlerische Darstellung, wie das Begräbnis ausgesehen haben könnte.

Das Team um Dani Nadel von der Universität Haifa (Israel) untersuchte Gräber aus der Natufien-Kultur. Diese begann vor etwa 15.000 Jahren in den Ländern des östlichen Mittelmeeres, in der Levante. Die Angehörigen dieser Kultur legten den Autoren zufolge in der Region erstmals Friedhöfe zur Bestattung ihrer Toten an.

Einer davon findet sich in der Rakefet-Höhle, die im Karmel in Israel liegt. Dort wurden insgesamt 29 Skelette gefunden, die meisten in Einzelgräbern, vier in Doppelgräbern. Vier der Gräber untersuchten die Forscher nun genauer. Sie wurden auf eine Alter von 13.700 bis 11.700 Jahre datiert.

Mehrere Hinweise

Die Wissenschaftler entdeckten zahlreiche Abdrücke von Blumen, mit denen die Einfassungen der Gräber einst ausgelegt worden waren. Darunter befanden sich unter anderem Salbei, Minzen und Braunwurzgewächse. Einige der Pflanzen weisen auf ein Begräbnis im Frühjahr hin, bei denen besonders farbenprächtige und aromatische Blumen genutzt wurden. Die Forscher fanden diese Pflanzenabdrücke nur in den Gräbern, nirgendwo sonst in der Höhle.

In Bodenproben von dem Friedhof wiesen die Wissenschaftler zudem zahlreiche Phytolithen nach. Das sind Strukturen aus Siliziumdioxid, die einige Pflanzen während ihres Lebens im Inneren ihrer Zellen ablagern. Die Phytolithe bleiben im Boden zurück, nachdem die Pflanze abgestorben und verrottet ist, und weisen so noch Jahrtausende später auf das ehemalige Vorhandensein einer Pflanze hin.

Zeichen von Gruppenidentität und Solidarität

Schließlich entdeckten die Forscher noch, dass der Felsboden einiger Gräber gemeißelt worden war. So sollten die Toten vermutlich in eine geeignete Lage gebracht werden, möglicherweise hatte es aber auch eine symbolische Bedeutung. Die Nutzung von Blumen bei sozialen Anlässen wie einer Beerdigung könnte ein Mittel gewesen sein, um die Gruppenidentität und die Solidarität untereinander zu stärken und soziale Spannungen zu reduzieren, schreiben die Forscher.

science.ORF.at/APA/dpa

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