Am 6. November 2011 wurde Oklahoma von einem Erdbeben der Magnitude 5,6 erschüttert. Zwei Menschen wurden verletzt, 14 Häuser zerstört - im Vergleich zu großen Beben der Stärke 8 und höher kein desaströses Naturereignis, aber eines, das möglicherweise vom Menschen verursacht wurde. Das legen zumindest drei Publikationen im Fachblatt "Science" nahe.
Darin haben Forscher den Einfluss jener Industrien untersucht, die zur Energiegewinnung Wasser in die Erdkruste injizieren. Das ist etwa der Extraktion von Gas und Öl der Fall, aber auch beim Betrieb von Geothermie-Kraftwerken.
Studien
"Enhanced Remote Earthquake Triggering at Fluid-Injection Sites in the Midwestern United States", Science (12.7.2013; 10.1126/science.1238948).
"Injection-Induced Earthquakes", Science (12.7.2013; 10.1126/science.1225942).
"Anthropogenic Seismicity Rates and Operational Parameters at the Salton Sea Geothermal Field", Science (12.7.2013; 10.1126/science.1239213).
Seismische Wellen wandern um den Globus
Dass ein solcher Eingriff Wirkungen auf die geologischen Spannungsverhältnisse hat, wurde schon länger vermutet. Das in die Tiefe gepumpte Nutzwasser erhöht den unterirdischen Druck und somit die Wahrscheinlichkeit, dass Risse in Verwerfungszonen entstehen. Wie Forscher um Nicholas van der Elst in einer Studie berichten, können die feinen Risse das System empfindlicher machen: "Die in die Tiefe gepumpten Flüssigkeiten befördern die Verwerfungen an ihren Kipppunkt", sagt der Geologe von der Columbia University in New York.
Er zeigt in seiner Arbeit, dass schwere Erdbeben (etwa jenes in Japan 2011) seismische Wellen rund um den Erdball schicken und am anderen Ende der Welt - oft erst nach Monaten - zu weiteren Beben führen. Das war etwa im Mittelwesten der USA der Fall, wo der Mensch in die Erdkruste gebohrt hatte. Was allerdings nicht bedeutet, dass jede Bohrstelle ein erhöhtes Erdbebenrisiko aufweist. "Es passiert nicht jedes Mal", sagt van der Elst. "Aber dort, wo es passiert, sollte man vorsichtig sein."
Ö1-Sendungshinweis
Über dieses Thema berichtet auch "Wissen aktuell", 12.7.2013, 13:55 Uhr.
USA: Zahl der Beben fast verzehnfacht
William Ellsworth vom US Geological Survey in Menlo Park präsentiert in einer zweiten Studie Statistiken, die in die gleiche Richtung weisen. Die Zahl der Erdbeben der Stärke 3 oder höher habe sich im Mittel- und Ostraum der USA zwischen 2000 und 2011 fast verzehnfacht. Dahinter einen menschlichen Einfluss zu vermuten ist plausibel, gleichwohl schwer beweisbar. Denn Korrelationen liefern bekanntlich keine Kausalität.
Wie Maria McNutt, die Herausgeberin von "Science", in einem Editorial schreibt, haben Studien dieser Art einen entscheidenden Nachteil gegenüber den Laborwissenschaften: Den Geologen steht keine zweite Erde zur Verfügung, um den Einfluss des Menschen in einem kontrollierten Experiment zu studieren.
Robert Czepel, science.ORF.at
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