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Eisklippe im untersuchten Garwood Valley

Bodeneis der Antarktis schmilzt immer schneller

Dass der Permafrostboden in der Arktis taut, ist Fachleuten seit längerem bekannt. Nun haben Forscher festgestellt, dass auch in der Antarktis das Bodeneis schmilzt. Verantwortlich dafür sind nicht steigende Temperaturen, sondern eine verstärkte Sonneneinstrahlung in dem Gebiet.

Umwelt 24.07.2013

Wenn sich die Antarktis im Laufe des Jahrhunderts zusätzlich wie vorherberechnet erwärmt, könne das Bodeneis künftig noch deutlich schneller abtauen und sich die Landschaft dramatisch verändern. Auch der Klimawandel könnte sich beschleunigen, berichten Forscher in einer Studie.

Die Studie:

"Accelerated thermokarst formation in the McMurdo Dry Valleys, Antarctica" von Joseph Levy und Kollegen ist am 24. Juni 2013 in den "Scientific Reports" erschienen.

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Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 24.7., 13:55 Uhr.

Wie in der Arktis

Joseph Levy vom Institut für Geophysik der University of Texas in Austin und seine Mitarbeiter hatten Zeitrafferfotos und Daten von speziellen Lasermessungen aus dem Garwood Valley ausgewertet, einem der eisfreien antarktischen Trockentäler. In diesen Tälern kommt gefrorenes Wasser vor allem im Boden vor - gemischt mit gefrorener Erde oder begraben unter dicken Sedimentschichten.

Die Forscher fanden, dass das Bodeneis zwischen 2001 und 2012 kontinuierlich abgeschmolzen ist, und zwar mit jedem Jahr schneller. Bisher hatten Wissenschaftler angenommen, dass die Eismassen im Boden dieser Region stabil seien. Die Schmelzraten seien mit denen aus der Arktis vergleichbar, wo ein Abtauen des Permafrost seit längerem beobachtet wird.

Mehr Sonnenlicht

Steigende Temperaturen scheiden als Grund für den Eisverlust aus, berichten die Wissenschaftler. Zwischen 1986 und 2000 sei es in der Region kühler geworden, und seitdem seien die Temperaturen auf gleichem Niveau geblieben. Die Forscher um Levy vermuten, dass das Eis schmelze, weil mehr Sonnenlicht auf dem Boden ankomme. Dies wiederum sei die Folge eines veränderten Wettergeschehens.

Die Beobachtungsstelle der Forscher: Garwood Valley, eines der antarktische Trockentäler

Landsat Image Mosaic of Antarctica

Die Beobachtungsstelle: Garwood Valley, eines der antarktischen Trockentäler

Helle Oberflächen von Gletschern oder großen Eisflächen reflektieren das Sonnenlicht, schreiben die Forscher weiter. Die dunkleren Oberflächen des schmutzigen Bodeneises hingegen absorbiere die Sonnenstrahlung.

Und während dicke Sedimentschichten darunter liegendes Eis gut isolierten, hätten dünnere Sedimentschichten den gegenteiligen Effekt: Das Eis darunter würde regelrecht gekocht. Das führe dazu, dass sich im Boden Buckel und Senken bildeten. Das Abschmelzen des Permafrosts hinterlasse somit sichtbare Spuren in der Landschaft.

Auswirkungen auf das Klima

Der Großteil von gefrorenem Wasser komme in der Antarktis in Form von Gletschern oder Eisfeldern vor. In den Trockentälern, der Antarktischen Halbinsel oder den eisfreien Inseln des Kontinents gebe es jedoch ausgedehnte Bodeneisflächen. "In diesen niedrig gelegenen Küstenzonen ist eine Menge Eis begraben und es ist davon auszugehen, dass es schmelzen wird", sagt Jospeh Levy.

Das Abschmelzen der Permafrostböden kann den Klimawandel neueren Untersuchungen zufolge erheblich beschleunigen. Einer Berechnung aus dem Jahr 2011 zufolge könnten die arktischen und antarktischen Böden bis zum Ende des Jahrhunderts ähnlich viel Kohlenstoff freisetzen wie die weltweite Abholzung.

Die Auswirkungen auf unser Klima wären wegen der hohen Methankonzentration jedoch zweieinhalb Mal größer, berichteten internationale Experten des "Permafrost Carbon Research Network" damals in der Zeitschrift "Nature". Das Treibhausgas Methan heizt die Atmosphäre wesentlich stärker auf als Kohlendioxid.

science.ORF.at/dpa

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