Weniger Sonnenlicht im normalen Leben
Kenneth Wright und sein Team von der University of Colorado in Boulder erfassten zunächst eine Woche den Schlaf-und Nachtrhythmus von acht Erwachsenen. Sie gingen dabei ihren normalen Beschäftigungen nachgingen: Sie arbeiteten, studierten, gingen abends aus und entschieden selbst, wann sie wie lange schliefen.
Die Studie:
"Entrainment of the Human Circadian Clock to the Natural Light-Dark Cycle" von Kenneth Wright und Kollegen ist am 1. August 2013 in "Current Biology" erschienen (sobald online).
Anschließend verbrachte die Gruppe eine Woche beim Campen in den Rocky Mountains. Die Teilnehmer hatten dort kein elektrisches Licht und durften auch keine Mobiltelefone, Taschenlampen oder andere elektrische Geräte nutzen.
Im Schnitt gingen die Probanden in der ersten Woche des Experiments ihren Gewohnheiten entsprechend später zu Bett - nach Mitternacht - und standen später auf - gegen acht Uhr morgens. Wie nicht anders zu erwarten, bekamen sie dabei weniger Sonnenlicht ab und dafür mehr Licht nach Sonnenuntergang als in der Natur üblich gewesen wäre.
Melatonin-Gehalt läuft aus dem Ruder
Überraschend war die Deutlichkeit der Folgen: In der elektrisch erleuchteten Umgebung ging die innere Uhr der Probanden um zwei Stunden nach. Dies zeigte sich am Gehalt des Melatonins. Dieses Hormon ist an der Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt. Mit Beginn der Dunkelheit steigt der Melatoningehalt und macht uns schläfrig, Licht bremst die Produktion des Hormons am Morgen und läutet das Aufwachen ein.
Während der ersten Versuchswoche stieg der Melatoningehalt am späten Abend, etwa zwei Stunden vor Schlafbeginn. Morgens sank der Gehalt erst beim Aufwachen gegen acht Uhr.
Dies erkläre, warum viele Menschen sich in unserer modernen Welt morgens oft schlapp und müde fühlten, schreiben die Forscher: Die biologische Nacht - gekennzeichnet durch einen höheren Melatoninspiegel - reiche quasi in den Tag hinein.
So werden Nachteulen zu frühen Vögeln
Nach einer Woche Camping hatte sich die Uhr an den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus angepasst. Der Melatoningehalt begann etwa bei Sonnenuntergang anzusteigen. Am Morgen fiel er gleich nach Sonnenaufgang, noch bevor die Probanden wach wurden.
Selbst Nachteulen wurden unter natürlichen Lichtverhältnissen so zu frühen Vögeln. Die gesamte Schlafzeit blieb in beiden Wochen gleich. Die Anpassung an den natürlichen Rhythmus könnte jedoch zugleich zu gesünderem Schlaf führen, meinen die Forscher.
Da nicht alle Menschen immer Campen gehen können, raten sie etwas anderes: Möglichst viel Sonnenlicht am Tag, möglichst wenig elektrisches Licht am Abend. So könnten Menschen früher schlafen gehen und früher aufwachen, wodurch sich die Schlafzeiten auch besser mit den Schul- und Arbeitszeiten in Einklang bringen ließen.
science.ORF.at/APA/dpa