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Ein Thermometer zeigt 40 Grad

40 Grad in den Alpen - bald normal?

Seit fast einem Monat erlebt Österreich einen Rekordsommer - mit bis zu 20 Tagen über 30 Grad wie etwa in Klagenfurt. In Wien wurden 18 solcher Hitzetage gezählt, in Salzburg elf. Und es werden laut aktuellen Studien in Zukunft noch mehr.

Klima 06.08.2013

Der Klimaforscher Michael Hofstätter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien erwartet, dass die Anzahl der Tage über 30 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts um weitere 20 Tage pro Jahr ansteigen wird. Warmes Klima, wie man es aus den Urlauben im Süden kennt, wird hierzulande einkehren.

Ursache: Die globale Erderwärmung

In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Temperatur in Europa um 1,5 Grad erwärmt. Tendenz steigend, d.h. die Ursache für den heurigen, wie auch die künftigen Hitzesommer ist zum einen die Erderwärmung. Zum anderen verändert sich als Folge des Klimawandels auch die Luftzirkulation in der Atmosphäre. Extrem heiße, aber auch extrem kalte bzw. feuchte Wetterperioden können sich länger halten. Oder anders ausgedrückt: Wenn sich eine Wetterlage einmal festgesetzt hat, dann geht sie auch nicht mehr so schnell weg.

Schlaflos in tropischen Nächten

Ö1 Sendungshinweis:

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 5.8., 12:00 Uhr.

Eine Folge der Hitzetage ist auch die Tatsache, dass die sogenannten Tropennächte in Österreich zunehmen werden. Tropennächte sind jene Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad Celsius sinken. Besonders in Großstädten wird dieses Wetterereignis häufiger werden.

Warum? Michael Hofstätter: "Vor allem im Stadtgebiet sind Tropennächte häufig zu beobachten, weil sich Gebäude und Straßen bei einer langen, stabilen Hochdruckwetterphase aufheizen. Die hohen Temperaturen bleiben lange gespeichert und sinken in der Nacht nur langsam ab. Am Land ist das besser. Hier gibt es viele Wälder, Wiesen und auch feuchte Böden. Die Lufttemperatur kann dadurch rasch absinken. Der zweite Grund für tropische Nächte ist die Mittelmeerluft, die vermehrt zu uns kommt. Mittelmeerluft ist im Allgemeinen sehr feucht. Und wenn in der Atmosphäre sehr viel Feuchtigkeit - also Wasserdampf ist - dann kühlt die Luft schlecht ab."

Tropische Nächte stellen vor allem für ältere und kranke Menschen ein Problem dar. Der Erholungswert des Schlafes geht durch die Hitze zum Großteil verloren, sagen Mediziner.

2013: Ein ganz und gar seltsamer Sommer

Die Klimamodelle der ZAMG zeigen ganz klar: Ja - unsere Sommer werden trockener und heißer. Soweit passt auch der Sommer 2013 zur Klimaprognose. Was heuer aber ganz ungewöhnlich war, ist die Tatsache, dass der Winter und das Frühjahr sehr kalt und feucht waren. Das widerspreche - so Michael Hofstätter - den langjährigen Erfahrungen.

"Wir hatten diesen langen, kalten schneereichen Winter. Dann Ende Mai/Anfang Juni dieses katastrophale Hochwasser mit den vielen Niederschlägen in ganz Mitteleuropa. Bei diesen Niederschlägen haben sich die Böden mit Wasser anreichern können. Im Normalfall gibt es nach so einem Frühjahr keine heißen Sommer, weil zu viel Feuchtigkeit vorhanden ist. Die heurige Situation ist daher eher ungewöhnlich. Normalerweise rechnen wir mit einem solchen trockenen heißen Sommer immer dann, wenn sich schon im Frühling eine Trockenheit aufbaut, wie es im August 2003 der Fall war. Heuer ist die Situation also kontrovers, weil zuerst alles feucht war, und trotzdem gibt es jetzt diese Hitzewelle."

Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft

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