Die Experten untersuchten eine Internetplattform, auf der Nutzer Links zu Nachrichten und lustigen Geschichten teilen und diskutieren können. Dabei können sie die Kommentare anderer Nutzer mit einer positiven oder einer negativen Bewertung versehen, einem sogenannten Upvote bzw. Downvote. Welche Seite sie untersuchten, teilten die Forscher "aus rechtlichen Gründen" nicht mit. Nach diesem Prinzip funktioniert etwa die Diskussionsplattform Reddit, laut dem Analysedienst Alexa eine der 200 meistbesuchten Websites weltweit.
Soziale Ansteckung
Die Studie
"Social Influence Bias: A Randomized Experiment" von L. Muchnik et al., erschienen am 9. August 2013 in "Science"
Die Forscher beobachteten über fünf Monate mehr als 100.000 Kommentare auf der untersuchten Seite. Dabei manipulierten sie die erste Bewertung einiger Kommentare. Manche erhielten ein automatisches Plus, andere ein Minus. Es zeigte sich: Wurde ein Kommentar zuerst positiv bewertet, zog er weitere Unterstützung an.
Solche Kommentare hatten am Ende eine um ein Viertel höhere Bewertung als Vergleichskommentare ohne künstlichen Vorsprung. "Die kleine Manipulation einer einzigen positiven Erstbewertung führte aufgrund des sozialen Einflusses zu einer signifikant höheren Gesamtbewertung", schreiben die Forscher.
Nur Zustimmung
Bei einer negativen Erstbewertung beobachteten die Forscher einen Ausgleichseffekt. Die nächste Bewertung war oft positiv - offenbar wollten andere Nutzer den schlechten Eindruck der ersten Bewertung ausgleichen. Auch ohne den Trick der Forscher verteilten Nutzer allgemein mehr positive als negative Bewertungen auf der Seite. Facebook hat diese Tendenz zum Prinzip erhoben, hier gibt es nur den "Daumen hoch"-Button und keinen "Daumen runter".
"Während sich positiver Einfluss ansammelt und eine Tendenz zu Bewertungsblasen aufweist, wird negativer Einfluss von der Menge der Nutzer korrigiert", fassen die Forscher ihre Ergebnisse zusammen. Generell zogen Kommentare, die schon eine Bewertung aufwiesen, weitere Bewertungen an. Nutzer waren also eher geneigt, ihre Meinung kundzutun, wenn das schon jemand vor ihnen getan hatte. Diese Effekte könnten auch bei Wahlumfragen, Börsenkursen und Produktempfehlungen im Netz eine Rolle spielen, vermuten die Wissenschaftler. Hier sei weitere Forschung notwendig.
science.ORF.at/APA/dpa
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