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Grazer Uhrturm

"SMARTY" soll Grazer Luftqualität steigern

Graz hat bekanntlich ein Feinstaubproblem. Das soll nun eine Handy-App ändern, die von Studierenden entwickelt wurde. Das Projekt "SMARTY" hat soeben den Ideenwettbewerb "Open Dialogue" in Alpbach gewonnen, die Umsetzung ist nun auf Schiene.

Technologiegespräche Alpbach 29.08.2013

Wissen Sie eigentlich, wie viel Feinstaub Sie produzieren, wenn Sie mit dem Auto von der Grazer Innenstadt in den Außenbezirk Andritz fahren? Dass es umweltfreundlicher wäre, das Fahrrad oder die Straßenbahn zu nutzen, ist den meisten von uns bewusst. Wie viel aber der oder die Einzelne durch seine bzw. ihre Wege zur Produktion von Luftschadstoffen konkret beiträgt, wissen wir nicht.

Open Dialogue:

Im Rahmen der vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion organisierten Technologiegespräche (22. bis 24. August) beim Europäischen Forum Alpbach, gab es in diesem Jahr erstmal das Format des "Open Dialogues". Dabei handelt es sich um einen Ideenwettbewerb der in Kooperation von Ö1, AustriaTech, dem Bundesministerium für Verkehr, Technologie und Innovation sowie den Wiener Stadtwerken ins Leben gerufen wurde. Interdisziplinäre Studierenden-Teams waren dazu aufgerufen, ihre Projektideen für zukunftsweisende Verkehrskonzepte einzureichen.

"Smarte Mobilität für smarte StädterInnen" lautete dabei das Motto. Drei Teams haben in Alpbach ihre Ideen präsentieren. Mittels Publikumsvoting wurde im Rahmen der Veranstaltung das GewinnerInnen-Team ermittelt. Dabei hat sich "SMARTY" - Die Verkehrs-App für Graz durchgesetzt.

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Das hat eine Gruppe von Studierenden dazu veranlasst nachzudenken, wie man die Menschen in Graz über ihren persönlichen Beitrag zu den teils erschreckend hohen Feinstaubkonzentrationen aufklären könnte. Und: Wie man sie dazu motivieren könnte, das Auto einmal öfter stehen zu lassen. Herausgekommen ist dabei "SMARTY" - eine Verkehrs-App für Graz.

Mit dieser App für Smartphones haben die Studierenden auch bei den Technologiegesprächen beim Europäischen Forum Alpbach überzeugt: Sie haben den Ideenwettbewerb "Open Dialogue" gewonnen. Dabei waren innovative Verkehrsideen gesucht, entwickelt von interdisziplinären Studierenden-Teams.

Dringlicheres Problem als anderswo

"In Graz haben wir bekannterweise eine höhere Feinstaubkonzentration als in anderen österreichischen Städten. Das hat mit mehreren Dingen zu tun, u.a. mit der inversen Wetterlage, der Beckenlage und dem Umstand, dass es viel weniger Wind als etwa in Wien gibt und sich die Luftschichten dadurch weniger vermischen", erklärt Elisabeth Katharina Rauchegger, die von Anfang an in das Projekt involviert war.

Mit Kolleginnen hat die Technikstudentin nach einer Möglichkeit gesucht, einen Beitrag zur Verringerung der Feinstaubkonzentration zu leisten - dabei ist in einem fünfwöchigen Schaffensprozess "SMARTY" entstanden.

Feinstaubauskunft und Routenplaner

Die App liefert einerseits aktuelle Feinstaubwerte, die mithilfe von Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und aktuellen Umweltdaten des Landes Steiermark, sowie des Umweltamts der Stadt Graz berechnet werden. Mittels Ampelsystem und spielerischem Design wird dem User angezeigt, ob in Graz noch "alles im grünen Bereich" oder der Grenzwert schon bald erreicht ist. Dann gibt der User Ausgangs- und Zielort seiner Route ein. Die App zeigt vier verschiedene Möglichkeiten (zu Fuß, mit den Öffis, mit dem Fahrrad, mit dem Auto) an, wie man dorthin gelangen kann.

Diese vier möglichen Routen werden mit bunten Luftballons versehen: Je mehr grüne Luftballons aufscheinen, desto weniger Luftschadstoffe werden mit dem gewählten Verkehrsmittel produziert. Scheint gar ein roter Luftballon auf, ist im Sinne der Umweltfreundlichkeit vom gewählten Verkehrsmittel abzuraten.

Entscheidet man sich für ein "grünes" Verkehrsmittel, können die aufscheinenden Ballons gesammelt und später durch eine Art "Bonussystem" eingetauscht werden: Das Universalmuseum Joanneum etwa hat bereits ein Kontingent an Freikarten zugesagt. Freibäder, Fußballklubs, Verkehrsbetriebe und Co. will das Projektteam noch für Belohnungen gewinnen.

SMARTY Verkehrs-App

SMARTY

Grazer-Uhrturm-Illustration zeigt mittels Luftballon die aktuelle Luftqualität an

Umsetzung der App ist gesichert

Bisher gibt es die App nur als Demonstrationsobjekt, ihre Umsetzung ist aber fix. Denn spätestens mit dem Sieg beim "Open Dialogue" in Alpbach konnten die städtischen Verantwortungsträger überzeugt werden: Eine Zusage von Bürgermeister Siegfried Nagl gibt es, ebenso hat die ZAMG ihre Unterstützung bei der Bereitstellung der meteorologischen Daten zugesagt. "Wir werden die App der Stadt Graz schenken. Einzige Bedingung ist, dass sie auch wirklich umgesetzt wird", sagt Elisabeth Katharina Rauchegger. Deshalb freut sie sich besonders über die erfolgreiche Teilnahme am "Open Dialogue", auch wenn Rauchegger den beiden anderen teilnehmenden Teams den Sieg ebenso vergönnt hätte, denn alle hätten in Alpbach "unglaublich tolle Ideen präsentiert" (hier die Projektbeschreibungen).

Der Preis, den die Teammitglieder von "SMARTY" gewonnen haben, sind Forschungspraktika. Das eröffnet ihnen auch die Möglichkeit, weiterhin an der Umsetzung von SMARTY mitzuarbeiten. Elisabeth Katharina Rauchegger wird ihr Praktikum etwa bei der ZAMG in Graz machen.

Dass das inzwischen achtköpfige Team zu einem Großteil aus Frauen besteht, freut Rauchegger zusätzlich: "Gerade bei Technikprojekten ist das noch nicht selbstverständlich, obwohl immer mehr Frauen in technische Berufe gehen." Augenzwinkernd kommentiert sie die Präsentation in Alpbach: "Früher hätte es bei so einer Präsentation vielleicht Blumengirls gegeben. Heute präsentieren Frauen technische Apps und Männer müssen im Hintergrund ihre Präsentationsplakate halten".

Theresa Aigner, science.ORF.at

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