In ihrer - relativ kleinen - Studie maßen sie die Gehirnaktivität mittels Gehirnscan und konnten damit sogar voraussagen, ob jemand Facebook intensiv nutzt oder nicht. Es gebe aber bisher keine Belege dafür, dass soziale Netzwerke Hirnstrukturen veränderten.
Die Studie:
"Nucleus accumbens response to gains in reputation for the self relative to gains for others predicts social media use" von Dar Meshi und Kollegen ist am 29.8. in "Frontiers in Human Neuroscience" erschienen.
Ein Medium für das eigene Ansehen
Bei ihrer Studie mit 31 Teilnehmern hatten die FU-Forscher den Nucleus accumbens im Visier. Das ist eine Region, die im Zentrum des Vorderhirns für die Verarbeitung von Belohnungen zuständig ist. Dabei kann es um Reize wie gutes Essen, Geld und Sex gehen - aber auch um das eigene Ansehen.
"Es gehört zu den Wesensmerkmalen des Menschen, sich um seinen guten Ruf zu sorgen", erklärt der Psychologe Dar Meshi der Freien Universität Berlin (FU). Soziale Netzwerke spielten heute in Sachen Reputation für viele Menschen eine große Rolle. "Man kann sich dort präsentieren und von der Öffentlichkeit auch bewerten lassen", ergänzt er. Eine Messlatte sei dann zum Beispiel, wie oft die "Gefällt mir"-Funktion von anderen angeklickt werde.
Ein ähnliches Szenario erdachten die Forscher für ihr Experiment. Zuerst fragten sie die Testpersonen nach der Zahl ihrer Facebook-Freunde und nach der Zeit, die sie täglich in das Online-Medium stecken. Danach führten sie Videointerviews mit ihren Probanden und fragten sie nach ihrem Wohnort, ihren Lieblingsfilmen und Interessen.
Facebook-Aktivität beeinflusst Gehirnaktivität
Im Scanner eines Magnetresonanztomographen gaben die Forscher den Testpersonen dann ein positives Feedback über ihre Selbstdarstellung vor der Kamera: Sie seien ehrlich, entspannt und intelligent herübergekommem. Sie verrieten aber auch, dass andere Teilnehmer ebenfalls ein gutes Bild abgegeben hätten.
Im Scanner zeigte sich bei allen Kandidaten, dass der Nucleus accumbens im Gehirn am aktivsten war, wenn es um Anerkennung für die eigene Person ging. Das Lob für andere spielte eine kleinere Rolle. Besonders stark wichen diese beiden Werte allerdings voneinander ab, wenn das Ego von begeisterten Facebook-Nutzern gestreichelt wurde. Das Lob für andere prallte an ihnen förmlich ab, der Nucleus accumbens rührte sich wenig.
"Wir konnten durch die Art der Verarbeitung sozialer Anerkennung im linken Nucleus accumbens voraussagen, wie intensiv die Menschen Facebook nutzten", berichtet Meshi. Alles andere sei jedoch Spekulation. So gebe es zum Beispiel noch keinen Beleg dafür, dass virtuelle Streicheleinheiten auf Facebook Menschen zu aktiveren Nutzern machen.
Es ist auch noch unklar, ob eine intensive Facebook-Nutzung die Verarbeitung von sozialem Feedback im Gehirn verändern kann. Gerade an diesem Punkt will Meshi mit seinen Kollegen nun aber weiterforschen.
science.ORF.at/dpa