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Ein Flugzeug landet im Licht der Abendsonne

Pazifikflüge lassen besonders viel Ozon entstehen

Immer mehr Flugzeuge sind weltweit unterwegs. Ihre Emissionen beeinflussen die Treibhausgase in der Atmosphäre. Flüge über den Pazifik lassen laut einer neuen Studie besonders viel klimaschädliches Ozon entstehen. Betroffen sind vor allem die Routen nach oder von Australien und Neuseeland.

Umwelt 05.09.2013

Sie stellten die zehn Flugstrecken mit den höchsten Mengen neu gebildeten Ozons - unter anderem auch, weil die Flüge sehr lang und die eingesetzten Flugzeuge sehr groß seien. Das berichtet ein Team um Steven Barrett vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge.

Die Studie:

"Temporal and spatial variability in the aviation NOx-related O3 impact'" von Christopher Gilmore ist am 5.9.2013 in den "Environmental Research Letters" erschienen.

Salomon-Inseln besonders betroffen

Die Wissenschaftler hatten ein Computermodell zur Chemie der Atmosphäre (Geos-Chem) verwendet, um für 83.000 Flugbahnen zu ermitteln, welche Gebiete weltweit besonders sensibel für die Ozonbildung sind. Am empfindlichsten ist demnach eine Pazifikregion rund tausend Kilometer nordöstlich der Salomon-Inseln.

Dort würden im Jahresmittel je Kilogramm Stickoxide aus den Flugzeugmotoren rund 15 Kilogramm Ozon gebildet, schreiben die MIT-Forscher. Ein einzelner Flug von Sydney (Australien) nach Mumbai (Indien) führe zur Bildung von 25.300 Kilogramm Ozon.

Die Atmosphäre in dem Pazifikgebiet reagiere fünf Mal so empfindlich wie die über Europa und 3,7-fach stärker als die Nordamerikas auf die Stickoxide in Flugzeugabgasen. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die saubersten Bereiche der Atmosphäre die dramatischsten Reaktionen auf neue Emissionen zeigen", erklärt Studienleiter Barrett in einer Mitteilung.

Über dem Pazifik falle das Plus an Ozon deshalb größer aus als auf anderen Flugstrecken. Auch die Jahreszeit spiele eine Rolle: Bei Flügen im Oktober entstünden weltweit 40 Prozent mehr Stickoxide als im April.

Ein kurzlebiges Treibhausgas

Der Luftverkehr emittiert Gase und Partikel in neun bis zwölf Kilometern Höhe. Die Wirkung auf Ozon und Klima ist in diesem Bereich größer als bei vergleichbaren Emissionen in Bodennähe. Ozon ist ein kurzlebiges Treibhausgas, dessen Bildung und Abbau stark von der regionalen Atmosphärenchemie abhängt. Es entsteht in der unteren Atmosphäre - der Troposphäre - hauptsächlich über die Spaltung von Stickoxiden.

Studien zum Gesamteinfluss des Flugverkehrs auf die Atmosphäre existierten bereits viele, nun gebe es erstmals eine Analyse für einzelne Flugrouten, schreiben die Autoren. Um die Auswirkungen auf das Klima möglichst gering zu halten, sei es vorstellbar, die Flugrouten künftig um besonders sensible Gebiete herumzuleiten - immer unter Berücksichtigung des dann höheren Kerosinverbrauchs. Auch die Freisetzung länger wirksamer Treibhausgase wie Methan müsse eingerechnet werden.

science.ORF.at/dpa

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