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Bakterien unter dem Mikroskop

Behörde warnt vor Killerkeimen

Die US-Seuchenschutzbehörde CDC warnt vor gefährlichen Bakterien, gegen die auch die stärksten Medikamente nichts mehr ausrichten. Mindestens 23.000 Amerikaner sterben demnach pro Jahr an schweren bakteriellen Infektionen.

USA 18.09.2013

"Wir stellen eine stetig steigende Resistenzrate fest", sagte CDC-Direktor Thomas Frieden. Zugleich fehle der Nachschub an neuen Medikamenten zur Bekämpfung dieser lebensbedrohlichen Keime. Die Resistenzsituation ist allerdings von Weltregion zu Weltregion, von Land zu Land unterschiedlich und vor allem vom Antibiotikagebrauch abhängig. Die Situation der USA lässt sich mit jener in Österreich kaum vergleichen.

Antibiotika zu oft verschrieben

Als besonders große Gefahr für die Gesundheit wertet die US-Behörde gegen Antibiotika resistente Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe und Keime wie das in Krankenhäusern verbreitet vorkommenden Bakteriums "Clostridium difficile", das lebensbedrohende Durchfallerkrankungen auslösen kann. Potenziell tödlich sind auch Erreger des Bakterienstamms CRE, gegen die viele gebräuchliche Antibiotika machtlos sind.

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Darüber berichtet auch Wissen Aktuell am 18.9. um 13:55.

Die Gründe für den weltweiten Vormarsch dieser resistenten Erreger sieht die CDC in der zu häufigen und unbedarften Verschreibung von Antibiotika. Denn dadurch können sich die Erreger immer besser an die Mittel anpassen. Die Entwicklung sieht die CDC auch deshalb als bedrohlich an, weil nur wenige Pharmaunternehmen an neuen Antibiotika-Präparaten forschen, die diese neuen Erreger-Typen bekämpfen könnten. Denn die Kosten für die Firmen sind hoch und die Gewinnaussichten wenig lukrativ.

Erst im März hatte Frieden vor den CRE-Erregern als "Alptraum-Bakterien" gewarnt, weil auch die stärksten Antibiotika ("Peneme") nicht mehr wirkten. In den USA kommt es laut CDC jährlich zu 9.300 Infektionen. Die dabei am häufigsten auftretenden zwei Bakterientypen, antibiotika-resistente Klebsiellen und antibiotika-resistente E.coli-Bakterien sind in den Vereinigten Staaten für 600 Todesfälle jedes Jahr verantwortlich.

Geschlechtskrankheiten im Vormarsch

Als zweite große Gefahr wertete die Behörde die auch als Krankenhauskeime bekannten Erreger des Typs c. difficile. Sie kommen häufig in Kliniken vor, weil dort besonders oft Breitband-Antibiotika angewendet werden, die das Immunsystem des Darms beeinträchtigen und damit ihre Verbreitung erleichtern. C. difficile löst laut CDS jedes Jahr in den USA 250.000 Infektionen aus - pro Jahr sterben 14.000 Menschen daran.

Als dritte Bedrohung macht die CDC den Geschlechtskrankheiten-Erreger Neisseria gonorrhoae aus. Er ist äußerst gefährlich, weil er in den USA inzwischen zunehmend gegen weitverbreitete Medikamente wie Tetracyclin, Cefixim, Ceftriaxon und Azithromycin resistent ist. Unbehandelt kann die Geschlechtskrankheit schwere Folgeerkrankungen auslösen. Der Erreger verbreitet sich außerdem leicht und unbemerkt, denn er verursacht zunächst keine Symptome. In den USA werden pro Jahr etwa 300.000 Fälle von Gonorrhoe - im Volksmund Tripper genannt - die Dunkelziffer liegt aber laut CDC-Schätzungen weitaus höher.

Als Konsequenz aus der bedrohlichen Entwicklung fordert die CDC neben der Erforschung neuer Antibiotika von den Kliniken größere Wachsamkeit, die genaue Beobachtung der Verbreitung der resistenten Bakterien und eine größere Zurückhaltung bei der Verschreibung von Antibiotika. "Es ist noch nicht zu spät", sagte Frieden.

science.ORF.at/APA/Reuters

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