Dieser Mechanismus sei kürzlich "durch die Entdeckung des vorhergesagten Elementarteilchens in den Experimenten ATLAS und CMS im Teilchenbeschleuniger LHC des Kernforschungszentrums CERN bestätigt worden", hieß es in der Begründung der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften heute in Stockholm. Dieses Teilchen wird nach einem der beiden Nobelpreisträger Higgs-Teilchen oder Higgs-Boson bzw. - von Physikern ungeliebt - "Gottesteilchen" genannt. Higgs und Englert waren schon im Vorfeld als Favoriten gehandelt worden.
Triumph für Teilchenphysik

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Die zwei Preisträger:
Francois Englert (l.) wurde 1932 in Etterbeek in Belgien geboren und arbeitete ab 1959 an der Freien Universität Brüssel, wo er heute noch als Emeritus tätig ist. Peter Higgs, geboren 1929 in Newcastle upon Tyne, war ab 1954 am King's College in London tätig und ist heute Professor Emeritus an der Universität Edinburgh.
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Ö1-Sendungshinweise
Die Ö1-Journale und Ö1-"Wissen aktuell" berichten in der "Nobelpreiswoche" von 7. bis 11. Oktober über alle Auszeichnungen.
"Das ist ein Triumph, nicht nur für Higgs und Englert, sondern auch für die Teilchenphysik", sagte Gunnar Ingelman von der Königlich-Schwedischen Wissenschaftsakademie. Staffan Normark, Ständiger Sekretär der Wissenschaftsakademie, ergänzte: "Der Preis wird in diesem Jahr für etwas sehr Kleines verliehen, das den ganzen Unterschied macht." Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit acht Millionen schwedischen Kronen (921.000 Euro) dotiert.
Junges altes Teilchen
Am 4. Juli 2012 fand die Pressekonferenz am Kernforschungszentrum CERN statt, bei der die dortigen Physiker bekanntgaben, ein neues Teilchen entdeckt zu haben. Ob es exakt das Higgs-Teilchen ist oder doch nur ein naher Verwandter, ist bis heute offen. Klar ist aber, dass dieses neu entdeckte Elementarteilchen in das Standardmodell der Elementarphysik passt.
Dort findet sich der nach Higgs benannte Mechanismus, wonach diese Art Teilchen den anderen Teilchen dieser Welt ihre Masse verleiht - und zwar durch ein das Universum durchdringendes Energiefeld, das (fast) alle anderen Partikel abbremst und sie dadurch schwerer macht. 1964 haben Higgs und Englert unabhängig voneinander diesen Mechanismus formuliert - 2013 hat er ihnen nun den Nobelpreis gebracht.
Offene Fragen
Trotzdem sind noch viele Fragen der Elementarphysik offen. Ungeklärt ist etwa, welche Masse das Higgs-Teilchen hat. Auch die Frage, ob das Higgs-Teilchen ein Einzelgänger ist oder doch der Repräsentant einer ganzen Familie, muss noch geklärt werden (siehe Higgs oder Hochstapler) .
Und: Die mit dem Higgs-Teilchen erklärbare Materie im Standardmodell macht lediglich vier Prozent des Universums aus. Eine "exotische Version des Higgs-Teilchens" könnte jedoch laut CERN auch eine Brücke sein, um die mysteriöse Dunkle Materie zu erklären, die nach ihren Theorien 23 Prozent des Universums füllt, und die Dunkle Energie, die 73 Prozent ausmacht.
Übrigens: Den Namen "Gottesteilchen" hat das Higgs-Boson vom Physiknobelpreisträger Leon M. Lederman. Er schrieb 1993 ein populäres Buch mit dem Titel: "The Goddamn Particle". Doch der Verlag lehnte den Titel ab. So wurde "The God Particle" - das "Gottesteilchen" - daraus.
Higgs "überwältigt"
Higgs reagierte emotional auf die Nachricht aus Stockholm. Er sei "überwältigt", sagte er laut einer Mitteilung der Universität von Edinburgh. Er gratulierte auch "all denjenigen, die dazu beigetragen haben, dieses neue Teilchen zu entdecken", und dankte seiner Familie und seinen Freunden. Er hoffe, dass dieser Nobelpreis das Bewusstsein für die Bedeutung von Grundlagenforschung fördere, fügte Higgs hinzu. Englert sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Ich bin sehr froh, dass ich den Preis bekomme."
2012: Quantenphysik
Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die beiden Quantenphysiker Serge Haroche (Frankreich) und David Wineland (USA). Sie hatten unabhängig voneinander Methoden zur Messung und Manipulation einzelner Atome und Photonen entwickelt und damit Einblick in die seltsam anmutende Quantenwelt ermöglicht. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
science.ORF.at/APA/dpa
Die Physiknobelpreise der vergangenen Jahre: