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Kind vor einer Slum-Hütte in Haiti

Solarlampen für Slumbewohner

Viele Entwicklungsländer sind von der Klimakonferenz enttäuscht. Die Finanzzusagen, auf die sie zur Bewältigung von Klimaschäden hofften, sind weitgehend ausgeblieben. Immerhin: UN-Projekte und Mikroversicherungen verbessern im Kleinen, was im Großen nicht gelingt.

Klimawandel 25.11.2013

Manchmal kann schon ein Dollar den Unterschied ausmachen. Für Thomas Loster von der Munich Re Foundation ist das eine der wenigen hoffnungsvollen Nachrichten aus dem philippinischen Katastrophengebiet: "Etwa 20 Prozent der Menschen in der vom Taifun "Haiyan" betroffenen Region hatten eine Mikroversicherung gegen Klimaschäden", sagte er während der UN-Klimakonferenz in Warschau.

Diese Taifun-Opfer können wenigstens auf einen finanziellen Ausgleich der erlittenen Schäden hoffen. "Unter allen Entwicklungsländern hat das Land die weiteste Verbreitung von Mikroversicherungssystemen."

Hilfe zur Selbsthilfe

Und auch beim Gesundheitsschutz stehen Fischer, Bauern oder kleine Handwerker durch Mikrosysteme besser da, rechnet Loster vor: "Eine vierköpfige Familie zahlt bei so einem Schema einen Dollar im Monat und hat damit Anspruch auf Gesundheitsleistungen."

Doch selbst ein Monatsbeitrag von einem Dollar ist für die Ärmsten der Armen noch zu viel, weiß der Entwicklungsexperte der Münchner Rückversicherung. "Aber Mikrosysteme greifen bei den Menschen, die eine Chance haben, aus der Armut zu gelangen und bei Katastrophen materiell so schwer getroffen werden, dass sie tief in die Armutsfalle zurückfallen."

Mikrokredite als Hilfe zur Selbsthilfe - das ist ein bewährtes Prinzip, mit dem Hilfsorganisationen, aber auch zunehmend Banken in Asien oder Afrika, schon seit Jahren arbeiten. Es mag vielleicht nicht so spektakulär wirken, wenn eine alleinerziehende Slumbewohnerin mit einem 50-Dollar Kredit eine Nähmaschine kaufen kann, um ihren Lebensunterhalt als Schneiderin zu bestreiten oder einen Essensstand in ihrem Viertel aufmacht - aber für die Betroffenen ist es der große Unterschied zwischen einem perspektivlosen Leben in Armut und der Möglichkeit, eine Existenzgrundlage zu haben und unabhängig von Hilfe zu werden.

Auf Veränderung im Kleinen setzen auch die Leuchtturmprojekte, die UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Christiana Figueires, die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats, in den vergangenen Tagen in Warschau präsentierten. "Diese Initiativen bringen grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Nutzen und stärken die Umwelt", sagte Ban über 17 Projekte im Rahmen des Programms "Augenblick für den Wandel".

Menschen und Umwelt profitieren

Ob Solarlampen für Slumbewohner im indischen Bangalore, Recyclingprojekte als Einnahmequelle und Umweltschutz für eine Armensiedlung im ghanaischen Kumasi oder Dammbauten und Hochwasserschutz in Bangladesch - die Leuchtturmprojekte mögen auf einen Stadtteil oder ein Dorf begrenzt sein, sie sollen aber Beispielfunktion haben für die Menschen in vielen Entwicklungsländern, die ähnliche Probleme haben.

Die Veränderung im Kleinen ist zudem nicht auf ein einziges Problem beschränkt: Wenn etwa in Guatemala, Bangladesch oder Darfur Frauen Öfen erhalten, die weniger Brennholz benötigen und leicht selbst hergestellt werden können, wird nicht nur die Abholzung gestoppt. Auch die Gefahr von Brandunfällen beim Kochen am offenen Feuer sinkt. Frauen müssen nicht weite Wege auf der Suche nach Feuerholz zurücklegen, sondern haben mehr Zeit, um zum Beispiel Gemüse anzubauen und ihre Familien besser zu versorgen. Mädchen, die früher zum Holzsammeln geschickt werden, haben eine Chance zum Schulbesuch. Und beim Bau der Öfen entstehen neue Arbeitsplätze.

Für die Entwicklungsländer, die auf der Klimakonferenz bis zuletzt für finanzielle Entschädigungen für die Schäden und Verluste durch Klima-Katastrophen kämpften, sind solche Projekte hoffnungsvolle Signale. In Warschau sahen sie "Licht am Ende des Tunnels", wie ein Delegierter aus Bangladesch sagte.

Doch die Zugeständnisse, die sie machen mussten, damit der Entschädigungsmechanismus wie erhofft verabschiedet werden konnte, ließen bei vielen ein Gefühl der Bitterkeit zurück. Der philippinische Verhandlungsführer Yeb Sano, der zwei Wochen lang für ein "bedeutsames Abkommen" gefastet hatte, gab sich am Ende dennoch kämpferisch: "Wir werden weiter gegen den (Klima-)Wahnsinn kämpfen!"

science.ORF.at/dpa

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