Standort: science.ORF.at / Meldung: "Innovationen brauchen Grundlagenforschung"

Eine der Forscherinnen beobachtet eine Wasserstoffreaktion in einem Testglas

Innovationen brauchen Grundlagenforschung

Grundlagenforschung gilt allgemein als wichtiger Impulsgeber für Innovation. Experten zufolge weist aber das System der Grundlagenforschung in Österreich einige Probleme auf, welche seine Funktion als Treiber neuer, grundlegender Innovationen beeinträchtigen könnten.

Analyse 29.11.2013

Das meint der Innovationsexperte Andreas Schibany vom Institut für Höhere Studien (IHS) in einer heute veröffentlichten Analyse.

Erst am Mittwoch hat der Wissenschaftsfonds FWF in einem Appell an die Koalitionsverhandler darauf hingewiesen, dass Grundlagenforschung "unabdingbare Basis jeglicher Forschung und Innovation" sei. Schibany und sein Kollege Christian Rainer orten allerdings in Österreich "Probleme und Organisationsdefizite, welche die Innovations- und Wachstumsfunktion der Grundlagenforschung beeinträchtigen".

Fehlende Anreizsysteme

So ist für die IHS-Experten das Anreizsystem für akademische Karrieren wenig attraktiv und die Bündelung von Forschungskompetenzen in Form von größeren und langfristig finanzierten akademischen Einheiten unzureichend. Weiters verfüge Österreich international über eine lediglich mittelmäßige Attraktivität für akademisches Personal und vergebe damit die Chance, ein attraktiver Standort für wissenschaftsgetriebene, dynamische Branchen zu werden.

Die IHS-Experten erachten vor allem eine "langfristig orientierte, stetige und hinreichende Forschungsfinanzierung sowie den Zusammenschluss von Forschern zu großen Einheiten mit erhöhter Sichtbarkeit und kritischer Masse" für wichtig. In Österreich erliege man noch immer dem "Trugschluss, dass einzelne, zeitlich begrenzte Forschungsprojekte eine effektive und weitreichende Einheit bilden könnten".

Langfristige Finanzierung

Solche Drittmittelprojekte würden für die Unis zwar zusätzliche Mittel bringen, gleichzeitig könnten aber betroffene Personen rasch in prekäre Situationen geraten, etwa wenn ein neuer Projektantrag unbewilligt bleibt. Schibany nennt in diesem Zusammenhang den kontinuierlich steigenden Anteil der Drittmittelstellen an allen Forschungs-Beschäftigten an heimischen Unis, der 2009 bereits 42 Prozent betrug. Hinsichtlich ihrer Forderung nach größeren Einheiten verweisen die IHS-Experten auf die bereits im Jahr 2006 ausgearbeitete, bisher aber an der Finanzierung gescheiterte "Exzellenzinitiative Wissenschaft", die die Einrichtung von Exzellenzclustern vorsehe.

Das österreichische Forschungssystem habe in den vergangenen Jahren genügend Erfahrung und Kompetenz angesammelt, "dass es sich jene Institutionen leisten kann und muss, die für ein wissenschaftsgetriebenes Innovationssystem unabdingbar sind", so Schibany, der als Beispiele dafür das Institute of Science and Technology (IST) Austria oder das Research Center for Molecular Medicine (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) nennt. "Solche Einrichtungen besitzen die notwendige Governance sowie interne Freiheit, eigene interne Projekte zu definieren und durch eine langfristige Finanzierung gleichzeitig die Brücke zu einer innovativen Verwertung zu schlagen - auch wenn die Brücke 10 oder 20 Jahre überbrücken muss", so Schibany.

science.ORF.at/APA

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