Während in weiten Teilen des weiblichen Gehirns beide Hirnhälften mit einander kommunizieren, bestehen bei Männern mehr Verknüpfungen innerhalb der einzelnen Gehirnhälften, heißt es in der Studie. Die anatomischen Unterschiede könnten die oft beschriebenen unterschiedlichen Eigenschaften von Männern und Frauen erklären, meinen zumindest die Forscher um Madhura Ingalhalikar von der University of Pennsylvania in Philadelphia.
Neues Verfahren
Die Studie:
"Sex differences in the structural connectome of the human brain" erscheint am 2. Dezember 2013 in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (DOI:10.1073/pnas.1316909110).
Die Neurologen hatten die Verbindungen innerhalb des Gehirns mit einem Verfahren untersucht, das Diffusions-Tensor-Bildgebung genannt wird. Dabei können über die Bewegungen von Wassermolekülen Rückschlüsse auf den Verlauf der Nervenfasern gezogen werden. Sie wendeten das Verfahren bei fast tausend Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen acht und 22 Jahren an. Für die Auswertung unterteilten die Forscher das Gehirn in 95 Unterbereiche.
Die Untersuchung ergab, dass männliche Gehirne offenbar für eine Kommunikation innerhalb der Hirnhälften optimiert sind. So hatten zum Beispiel einzelne Unterbereiche des Gehirns viele Verknüpfungen mit ihren direkten Nachbarbereichen. Es gab also mehr lokale Verbindungen mit kurzer Reichweite. Bei Frauen hingegen fanden die Forscher mehr längere Nervenverbindungen vor allem zwischen den beiden Gehirnhälften.
Nur im Kleinhirn war es genau andersherum: Dort gab es bei den Männern viele Verbindungen zwischen den, bei Frauen innerhalb der beiden Hälften. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verstärkten sich im Laufe der Altersentwicklung, zeigte die Untersuchung weiter.
Gehirn und Verhalten
In einer früheren Verhaltensstudie mit noch mehr Probanden hatten die Forscher festgestellt, dass Frauen sich besser Wörter und Gesichter merken können, aufmerksamer sind und ein besseres soziales Erkenntnisvermögen haben als Männer. Diese wiederum könnten räumliche Informationen besser verarbeiten und schnitten in der Bewegungskoordination besser ab.
Die beobachteten Unterschiede in der Hirnverknüpfung deckten sich mit diesen Verhaltensweisen, schreiben die Forscher. Die Frage, ob die Gehirnstruktur von Natur aus so vorgegeben ist oder nicht auch Spiegel der Gesellschaft sein könnte, bleibt in dieser Studie unangesprochen.
science.ORF.at/APA/dpa