"Horizon 2020 soll die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken, zu Wachstum und Beschäftigung beitragen und Europa in der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen stärken", heißt es in einer Aussendung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).
Dafür steht mit 79,4 Mrd. Euro ein um knapp 50 Prozent höheres Budget zur Verfügung als im zu Ende gehenden Vorläuferprogramm (54 Mrd. Euro).
Drei Säulen
Allerdings wurden auch bisher getrennte Innovationsprogramme in "Horizon 2020" integriert, etwa die innovationsrelevanten Teile des "Competitiveness and Innovation Programme" oder das "European Institute for Innovation and Technology" (EIT). Damit sollen Förderungen entlang der gesamten Innovationskette - von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung von Produkten - ermöglicht werden.
Das Programm steht auf drei Säulen: Dabei stehen dem Bereich "Gesellschaftliche Herausforderungen" (29,7 Mrd. Euro) die meisten Mittel zur Verfügung, für "Exzellente Wissenschaft" gibt es 24,4 Mrd. Euro, für die Säule "Führende Rolle der Industrie" 17 Mrd. Euro.
Zudem werden Fördermittel für sogenannte Querschnittsmaterien angeboten: zur Steigerung der Teilnahme von bisher weniger beteiligten Mitgliedsstaaten (816 Mio. Euro), zur Kommunikation von Wissenschaft in der Gesellschaft (462 Mio. Euro) und für das EIT (2,7 Mrd. Euro). Auch das Programm "Euratom" ist wieder integriert (2,4 Mrd. Euro bis 2018).
Exzellenz, Industrie, Gesellschaft
Mit der Säule "Exzellente Wissenschaft" sollen wissenschaftliche Basis und Pionierforschung in Europa gestärkt werden. Höchstdotierter Teil ist hier der Europäische Forschungsrat (ERC), der für die Vergabe seiner Förderpreise (z.B. Starting und Advanced Grants) an Grundlagenforscher 13,1 Mrd. Euro zur Verfügung hat.
Mit 17 Mrd. Euro sollen in der Säule "Führende Rolle der Industrie" Innovationsleistungen von Unternehmen gestärkt werden. Das Gros davon (13,6 Mrd. Euro) geht in "grundlegende und industrielle Technologien" inklusive Schlüsseltechnologien wie Informations- und Kommunikationstechnologien, Nano- und Biotechnologien.
Mit 29,7 Mrd. Euro stehen die meisten Mittel in der Säule "Gesellschaftliche Herausforderungen" zur Verfügung. Konkret genannt werden sieben Themenbereiche, etwa Gesundheit, Lebensmittelsicherheit, sichere und saubere Energie, Klimaschutz und sichere Gesellschaft.
Verwaltung soll einfacher werden
Seitens der EU unterstreicht man die Verwaltungsvereinfachungen bei dem neuen Forschungsprogramm. So gibt es u.a. ein einheitliches Regelwerk für alle Fördermaßnahmen und eine einheitliche Förderrate für alle Teilnehmer. Mussten Antragsteller bisher noch bis zu einem Jahr auf ihren Fördervertrag warten, sollen es nun maximal acht Monate sein.
Österreich hat bisher massiv von den EU-Forschungsprogrammen der EU profitiert. Aus den Fördertöpfen des 7. Rahmenprogramms sind bisher 949 Millionen Euro an österreichische Forscher und Unternehmen gegangen, das sind rund 125 Prozent der von Österreich eingezahlten rückholbaren Mittel.
Dennoch hat Österreich "Horizon 2020" auf EU-Ebene nicht zugestimmt: Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) hat - wie Österreich schon in den vorangegangenen EU-Forschungsprogrammen - gemeinsam mit einigen anderen Staaten einen juristischen Vorbehalt bezüglich der Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen eingelegt und sich in der Abstimmung über das Gesamtprogramm der Stimme enthalten.
Österreich profitiert
Mit 3.180 bewilligten Beteiligungen innerhalb des 7. Rahmenprogramms belegt Österreich die zehnte Stelle unter den 27 EU-Mitgliedsländern. Die mit Abstand erfolgreichsten Nationen in dieser Statistik - mit jeweils über 16.000 Beteiligungen - sind Deutschland und Großbritannien. Umgelegt auf die Zahl der Forscher kommt Österreich auf 85,7 Beteiligungen pro 1.000 Wissenschaftler und landet damit auf Platz acht.
Mit 504,4 Mio. Euro geht der Großteil der Mittel an Institutionen in Wien, 174,0 Mio. gehen in die Steiermark, 80 Mio. nach Tirol und 70,2 Mio. nach Niederösterreich. Die meisten Beteiligungen konnten die heimischen Universitäten an Land ziehen (38 Prozent), gefolgt von den außeruniversitären Forschungseinrichtungen (23 Prozent). Große Industriebetriebe kommen auf sieben Prozent der Beteiligungen, kleine und mittlere Unternehmen auf 19 Prozent.
Nach Institutionen führt bei der Zahl der Beteiligungen die Technische Universität (TU) Wien mit knapp 180 Beteiligungen vor der Universität Wien (150). Mit 110 Beteiligungen ist das Austrian Institute of Technology (AIT) die erfolgreichste außeruniversitäre Einrichtung. AVL List kommt als führendes Industrieunternehmen auf knapp über 30 Beteiligungen.
science.ORF.at/APA
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