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Flugroboter mit beweglichen Flügeln in der Hand eines Forschers

Eine Qualle lernt Fliegen

New Yorker Wissenschaftler haben ein völlig neuartiges Fluggerät entwickelt. Die Maschine ahmt die Bewegung einer schwimmenden Qualle nach - und schwebt auf Polyesterschwingen durch die Luft, wie Versuche zeigen.

Erfindung 15.01.2014

Dies sei der erste "Ornithopter" - ein Fluggerät, das durch Bewegung der Tragflächen Vortrieb erzeugt, der ohne Regelung und aerodynamische Stabilisierung etwa durch Segelflächen auskomme, berichten Leif Ristroph und Stephen Childress von der Universität New York im "Journal of the Royal Society Interface".

Weltweit beschäftigen sich viele Gruppen mit der Konstruktion von Flugobjekten im Mini-Format. Bisher hätten Wissenschaftler vor allem die Flugtechnik von Insekten oder Vögeln nachgeahmt, schreiben die Forscher nun. Das neue, nur 2,1 Gramm leichte Gerät besteht aus drei Ringen aus Karbonfasern, einem kleinen Motor und acht Zentimeter langen Flügeln, die mit einer transparenten Polyesterfolie bespannt sind.

Die Studie

"Stable hovering of a jellyfish-like flying machine", Journal of the Royal Society Interface
(15.1.2014; doi: 10.1098/rsif.2013.0992).

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Den Motor betreibt keine Batterie, sondern eine externe Stromquelle, mit der er über ein Kabel verbunden ist. So lassen sich die Spannung und damit die Frequenz der Flügelschläge regulieren.

"Potenzial zur Gewichtseinsparung"

Die Forscher glauben, dass kleinformatige Flugzeuge, die mit den Flügeln schlagen, künftig zur Überwachung und Aufklärung oder zur Kontrolle des Verkehr oder der Luftqualität dienen könnten. Anders als Roboter, die Insekten imitieren, biete die Quallen-Technik mehr Stabilität. Je kleiner die Roboter würden, desto schwerer werde es, Regelungstechnik einzubauen - die neue Methode könne sich daher als nützlich erweisen, glauben die New Yorker.

Den Schlagflug auf technische Anwendungsmöglichkeiten hin zu untersuchen, liege nahe, sagt auch Stephan Bansmer vom Institut für Strömungsmechanik der Technischen Universität Braunschweig: "Sehr vorteilhaft ist die Tatsache, dass mit schwingenden Flügeln sowohl Auftrieb als auch Manövrierfähigkeit in einem System erzeugt werden kann, was ein großes Potenzial zur Gewichtseinsparung mit sich bringt."

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Die Arbeit von Ristroph und Childress erkläre aber noch nicht ausreichend, wie das Gerät im Freien stabil fliegen könne - denn die Luftwirbel in der Atmosphäre seien um ein Vielfaches größer als das Modell selbst.

Eine andere Art schwebende Qualle hat ein deutsches Unternehmen konstruiert. Die "AirJelly" des Automatisierungsspezialisten Festo in Esslingen besteht aus einem Helium-Ballon und Tentakeln, die elektrisch angetrieben werden und für Vortrieb sorgen.

science.ORF.at/dpa

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