An der Tohoku-Universität im japanischen Sendai spielen die Wissenschaftler derzeit Mond. Mitten im Versuchslabor ist eine große Sandkiste aufgebaut - und die hat sogar einen Namen: "Diesen Versuchsstand nennen wir El Dorado II", erläutert der Luft- und Raumfahrtingenieur Kazuya Yoshida.
"Der Sand soll den Mondstaub simulieren." Seine Eigenschaften nämlich seien identisch mit jenem Geröll, das den Mond bedeckt. "Auf diese Art und Weise können wir nachvollziehen, wie sich die Mondoberfläche verhält", so der Japaner.
Die Mission:
Eignet sich beispielsweise der Mondstaub als Nährboden für Pflanzen? Könnten auf dem Mond Blumen wachsen? Das sind die Fragen, die Kazuya Yoshida und seine Kollegen interessieren. Sie lassen sich nur praktisch beantworten - und zwar auf dem Mond. Und so wollen die Japaner im kommenden Jahr das kleine Fahrzeug "Hakuto" dorthin schicken. Es soll den Mondstaub näher untersuchen. Dieser Rover ist ein Wettbewerbsbeitrag für den Lunar X Prize, den die Firma gewinnt, die als erste eine rein privat finanzierte Sonde auf dem Mond landet.
Außerirdische Blumenhändler
Auch US-amerikanische Teams machen bei diesem Wettlauf mit. Für sie spricht Bob Richards, der Gründer des Teams Odyssey Moon. "Wir wollen eine Art FedEx zum Mond anbieten", so der Amerikaner über das Geschäftsmodell. "Wir schicken für andere deren kommerzielle oder wissenschaftliche Nutzlasten zum Mond."
So möchte einer der Kunden auf dem Mond Blumen wachsen lassen. "Das ist einerseits sehr kreativ und andererseits wissenschaftlich interessant", findet Richards, "denn das Wissen um das Wachstum von Pflanzen auf anderen Himmelskörpern wird für Menschen eines Tages unerlässlich sein, wenn sie an Ort und Stelle, im Weltraum, Nahrung gewinnen müssen."

NASA
Der geheimnisvolle Kunde, der als "galaktischer Gärtner" in die Geschichte der Raumfahrt eingehen möchte, ist niemand anderes als die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA. Unscheinbare Plastikdosen, gefüllt mit Basilikum- und Sonnenblumenkernen, sollen im kommenden Jahr das erste Gewächshaus auf dem Mond bilden.
"Der Grund für dieses Experiment ist unser Ehrgeiz, erstmals Leben weg von der Erde auf einen anderen Himmelskörper zu exportieren", erklärt der Biologe Robert Bowman vom NASA Ames Research Center in Kalifornien. Wir wollen herausfinden, ob Leben auch unter den extremen Bedingungen des Mondes existieren kann, wo es kosmischer Strahlung ausgesetzt sein wird und nur einem Sechstel der Erdschwerkraft."
Werden die Samen wachsen?
Mit einer der privaten Mondmissionen des Lunar X Prizes soll das nur ein Kilogramm schwere Minigewächshaus 2015 auf den Mond geschossen werden. Nach der Landung werden die Samen automatisch mit Wasser befeuchtet. Außerdem wird Luft in die Behälter geblasen.
Und dann ist die Frage: Werden die Samen wachsen? Und wie schnell? Und werden sie auch bei nur einem Sechstel der Schwerkraft wissen, wo oben und unten ist, wohin ihre Wurzeln und wohin ihre Sprossen wachsen sollen? Und wie schwach darf die Schwerkraft sein, damit Pflanzen sie noch wahrnehmen?
"Der Mond unterscheidet sich darin von der Erde, auf der 1 g herrscht, und von der Internationalen Raumstation, auf der es so gut wie gar keine Schwerkraft gibt", fügt Bowman hinzu. An Bord der ISS wachsen Pflanzen wild in alle Richtungen, weil sie kein Oben und kein Unten spüren. Dennoch richten sich ihre Blüten bisweilen zur Sonne aus. Wie wird es auf dem Mond sein?
Luft und Wasser für zwei Wochen
Da die anstehenden Mondmissionen unbemannt sein werden, wird es keinen Gärtner an Ort und Stelle geben, der das Pflanzenwachstum überwacht. Da soll die Technik aushelfen, die sich jedoch auf das Nötigste beschränken wird. Die Daten, die vom Mond kommen, werden nur aus Bildern bestehen. Oben auf dem Gewächshaus ist eine Kamera angebracht. Mit ihrer Hilfe können die Wissenschaftler auf der Erde den Pflanzen auf dem Mond in Echtzeit beim Wachsen zusehen.
Die NASA rechnet damit, dass Luft und Wasser ausreichen, um die Pflanzen fünf bis zehn Tage zu versorgen und am Leben zu erhalten. Und weitere Experimente dieser Art sollen folgen, so Bowman, der so viele Ressourcen des Mondes wie möglich nutzen möchte. "Bei diesem ersten Versuch werden wir uns nur des Sonnenlichts und der Mondschwerkraft bedienen."
In einem späteren Experiment soll geklärt werden, ob Pflanzen direkt auf dem Mondboden wachsen könnten. Zumindest Kohlendioxid müsste den Pflanzen dann von außen zugeführt werden, damit sie Photosynthese betreiben können. Aber so könnte der graue Mond in den kommenden Jahren doch noch einen grünen Anstrich bekommen.
Guido Meyer, science.ORF.at
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