So steht es im novelliertem Arbeitnehmerschutzgesetz.
Arbeitnehmerschutz seit 1864
Seit 150 Jahren gibt es in Österreich den Arbeitnehmerschutz, aber erst letztes Jahr wurde per Gesetz anerkannt, dass am Arbeitsplatz nicht nur der Körper vor Gefahren geschützt werden muss, sondern der Mensch als Ganzes, also auch die Psyche.
Hintergrund der Gesetzesänderung ist die Tatsache, dass seelische Erkrankungen, wie Depressionen oder Burn-Out, seit Mitte der 1970iger Jahre stetig zugenommen haben, sagt Josef Kerschhagl, Oberster Arbeitsinspektor im Sozialministerium. "Das ist dramatisch, die psychischen Belastungen haben zugenommen, während die körperlichen Belastungen mehrheitlich abgenommen haben. Es war klar, dass man hier gegensteuern muss.“
Arbeitnehmer schützen und Kosten sparen
Ö1 Sendungshinweis:
Darüber berichtet auch das Mittagsjournal am 12.2. ab 12:00 Uhr.
Die Novelle ist zum Wohl aller, erklärt die Arbeitsmedizinerin Elsbeth Huber: "Es gibt genug Studien, die zeigen, dass wenn ein Unternehmen erst sehr spät eingreift, also wenn Mitarbeiter schon krank, ausgebrannt und erschöpft sind - dass dann die Ausfalls-, Krankenstands- und Therapiekosten für den Betrieb weiteraus höher ausfallen, als wenn man rechtzeitig handelt." Also eigentlich müsse jeder Betrieb erkennen, dass er sich frühzeitig um das Wohl seiner Mitarbeiter kümmern sollte und dadurch auch Geld sparen kann.
Evaluierung komplex
Das Erkennen von psychischen Belastungen ist laut den Experten aber nicht einfach. Denn die Evaluierung mit Hilfe von anonymisierten Umfragen ist für alle Beteiligten, also Mitarbeiter, Geschäftsführung, aber auch für die Arbeitsinspektoren selbst Neuland. Sie mussten geschult werden und feststellen, dass psychische Belastungen nicht so schnell überprüfbar sind, wie etwa ein zu hoher Lärmpegel, erklärt Kerschhagl. Man sei hier erst am Anfang.
Bei psychischen Belastungen geht es nicht nur um Mobbingfälle oder etwa mangelnde Karrierechancen. Es könnte zum Beispiel auch ein Ergebnis herauskommen, dass ein spezielles Computerprogramm in einer Firma alle Mitarbeiter enorm nervt und in der Folge stresst, weil es zu langsam ist und ständig abstürzt.
Ratlosigkeit bei Unternehmen
Einige Unternehmen, das bestätigt die Wirtschaftskammer, haben derzeit übrigens noch wenig Freude mit der neuen Gesetzeslage, sie scheuen vor der Überprüfung der psychischen Belastungen zurück. "Es gibt noch immer eine gewisse Ratlosigkeit, wie man die Überprüfung der psychischen Belastungen - vor allem in größeren Organisationen - umsetzt", so Elsbeth Huber.
Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft