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Mann steht im Hochwasser

Die großen Visionen fehlen

Der Klimawandel ist Realität, schreibt der Weltklimarat IPCC in seinem letzten, im September veröffentlichten Bericht. Man brauche daher rasch gute Anpassungsstrategien, um mit ihm gut leben zu können. Noch aber fehlen - sagen österreichische Experten - die großen Visionen.

Klima-Anpassung 22.03.2014

Vorhandene bzw. fehlende Strategien werden daher Thema beim nächsten Treffen des IPCC in Yokohama, Japan, sein, das am kommenden Dienstag beginnt.

Der Klimawandel geht uns alle an, egal ob wir in Österreich, Bangladesch, Australien oder Alaska leben, sagt Andrea Prutsch vom Umweltbundesamt (UBA) in Wien. Sie befasst sich intensiv mit dem Thema Klimawandelanpassung und sucht nach Strategien, wie wir mit den sich stetig ändernden Klimabedingungen leben lernen.

IPCC-Treffen:

Arbeitsgruppen des Weltklimarats IPPC treffen sich vom 25. bis 29. März im japanischen Yokohama.

Links:

Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch das Ö1 Mittagsjournal am 22.3..

"Der Klimawandel ist nicht ein Zukunftsthema, sondern wir sind mittendrin. Was wir jetzt mit den Folgen tun, das ist die zentrale Fragestellung!" In Österreich gebe es auf der sogenannten autonomen Ebene bereits gelebte positive Klimawandelanpassung, etwa in der Südsteiermark, so Prutsch.

"Landwirte säen früher aus, sie pflanzen andere Sorten, die gegen Trockenheit und Hitze toleranter sind, all diese Dinge passieren heute schon, autonom von den Akteuren und Akteurinnen."

Vorbild Basel …

Auf Landes- und Regierungsebene herrsche Nachholbedarf, bestätigt Sabine McCullum, ebenfalls vom UBA. Sie hat gemeinsam mit Prutsch und weiteren europäischen Experten ein Buch zum Thema Anpassungsstrategien verfasst ("Climate Change Adaptation Manual").

"Wir sehen in der Klimawandelanpassung, dass wir über viele Jahre hindurch in der Wissenschaft viele Methoden und Tools entwickelt haben, wie man mit unterschiedlichen Fragestellungen und Herausforderungen rund um den Klimawandel umgeht. Was wir aber noch nicht sehen, ist die konkrete Umsetzung."

Erst vereinzelt gäbe es in Europa politisch gesteuerte Projekte, wie etwa in der Schweiz. Die Stadt Basel überprüft den Stadtkern auf seine Hitzetauglichkeit.

"Da werden Dinge diskutiert wie Begrünung von Dächern, oder wie man die Frischluftschneisen offen halten kann, die für die Stadt wesentlich sind, oder wie man etwa Hitzeinseln in der Stadt reduzieren kann."

… aber noch viel Nachholbedarf

Die großen Klimaanpassungs-Visionen fehlen, sagen die Experten, auch in Österreich. Wo es bereits die ersten Opfer des Klimawandels gibt, etwa kleine, niedrig gelegene Wintersportorte à la St. Corona am Wechsel in Niederösterreich. Wegen unsicherer Schneelage rechnet es sich nicht mehr, Andrea Prutsch vom Umweltbundesamt in Wien.

"Die schlechte Nachricht ist, dass ganze Regionen in ihrer Existenz bedroht sind, weil ihnen ein wesentlicher Wirtschaftszweig wegbricht. Was bis dato in Österreich und in anderen Ländern fehlt, sind gute Lösungen und knackige Ideen, wie sich diese betroffenen Regionen weiter entwickeln können, um zu überleben."

Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft

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