Großes Manipulationspotenzial
Die Studie im "ISME Journal":
"Life in an unusual intracellular niche: a bacterial symbiont infecting the nucleus of amoebae" von Frederik Schulz et al., erschienen im Februar 2014.
Die Wissenschaftler um Matthias Horn vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien entdeckten in Zellkernen von Amöben neuartige Bakterien, die sie "Nucleicultrix amoebiphila" tauften. Amöben sind einzellige Lebewesen, die ihre Gestalt ändern können. Diese Nucleicultrix-Bakterien haben offensichtlich die Abwehrsysteme ihrer Wirtszellen übergangen und direkt die Zellkerne infiziert, wo sie sich vermehren, schreiben die Forscher in einer Aussendung.

Uni Wien
"Dieser direkte Angriff auf die Schaltzentrale von höher entwickelten Zellen birgt ein großes Potenzial, den Wirt zu manipulieren", so die Forscher. So könnten die noch kaum erforschten Bakterien etwa beeinflussen, welche Gene in den Wirtszellen angeschaltet werden. Sie wären im Zellkern auch vor verschiedenen Abwehrmechanismen geschützt und würden bei einer Zellteilung automatisch an die Nachkommen weitergegeben, erklärten sie.
Als die Forscher die Datenbanken durchstöberten, fanden sie heraus, dass solche Bakterien offenbar gar nicht so selten sind. "Verwandte Mikroorganismen konnten in einer Vielzahl an Umweltproben aufgespürt werden", schrieben die Biologen. Fürchten muss man sich trotzdem nicht vor Nucleicultrix und seinen Verwandten: Bisher lägen keine Hinweise auf eine Bedeutung dieser Bakterien als Krankheitserreger vor, so Horn.
science.ORF.at/APA