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Sonde LADEE nähert sich dem Mond an

Sonde auf dem Mond zerschellt

Im vergangenen September hat die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA die Sonde LADEE zum Mond geschickt. Heute ging diese Mission mit einem aufsehenerregenden Knall zu Ende: LADEE schlug mit mehreren tausend Stundenkilometern auf dem Mond ein - und fügte der genarbten Oberfläche einen weiteren Krater hinzu.

LADEE 18.04.2014

Das "Rätsel des Mondstaubes und der Mondatmosphäre zu lösen" – das sei die Aufgabe der Raumsonde LADEE, so der Sprecher NASA beim Start der Mission am 7. September 2013. Aber alles geht einmal zu Ende. "Diese Mission war von vornerein auf eine kurze Lebenszeit hin ausgerichtet", erläutert Joan Salute, Programmmanagerin für LADEE am Hauptquartier der NASA in Washington, D.C. "Anfang März hatten wir bereits alle wissenschaftlichen Ziele erreicht."

Die Mission:

Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 18.4., 13:55 Uhr

Diese Ziele bestanden in der Untersuchung des Mondstaubs. Schon die amerikanischen Apollo-Astronauten der 60er und 70er Jahre hatten mit diesem Phänomen Bekanntschaft gemacht. Er ist allgegenwärtig und haftet an den Raumanzügen. Woher er stammt, wieso er immer wieder erneuert wird, woraus er zusammengesetzt ist und wie viel davon um den Mond herum fliegt – das sollte LADEE in den vergangenen sechs Monaten herausfinden.

"Wenn die Lebenszeit von LADEE zu Ende sein wird, werden uns viermal so viele Elemente der Mondatmosphäre bekannt sein wie zuvor. Magnesium, Aluminium, Titan, Sauerstoff – all diese Stoffe hat LADEE nachgewiesen", freut sich Rick Elphic, Programmwissenschaftler für LADEE am Ames-Forschungszentrum der NASA in Kalifornien.

Auf dem Mond hüpfen die Elemente

Die von ihm beschriebene Mondatmosphäre ist so dünn, dass Astronomen lieber von einer "Exosphäre" sprechen. Man kann sie nicht nur nicht sehen, sondern es gibt auch keine chemischen Reaktionen in dieser Exosphäre. Die einzelnen Elemente kollidieren nie miteinander. Sie prallen vielmehr auf die Oberfläche und hüpfen dann wie Karnickel über den Mond.

Wie hoch sie dabei springen, wie weit und wohin sie sich bewegen, das hängt von der Umgebungstemperatur ab. Es kommen weniger dieser chemischen Elemente auf der ständig dunklen und kalten Rückseite des Mondes vor und mehr auf der warmen, sonnenzugewandten.

Insgesamt wird der Mond von einer unsichtbaren weil extrem dünnen Wolke aus Staub eingehüllt. Deren Staubpartikel werden durch Meteoriteneinschläge auf der Oberfläche ständig nachgeliefert. Solche Erkenntnisse könnten in Zukunft für bemannte Mond-Missionen von großem Interesse sein. Derzeit sind solche von der NASA aber nicht geplant.

Die LADEE-Mission fand nunmehr ihr wohlverdientes Ende, erklärt Butler Hine, Projektmanager für LADEE, ebenfalls am Ames-Forschungszentrum. "Am Ende der Mission hatten wir nicht mehr genügend Treibstoff, um noch einmal höher zu steigen oder der Mondanziehung zu entkommen."

Absturz auf der Rückseite des Mondes

Eine letzte Triebwerkszündung in der vergangenen Woche führte die Flugbahn der Sonde nun über die Rückseite des Mondes, weg von den historischen Landestätten. Denn eines wollte die NASA auf keinen Fall: Die Sonde zufällig über einem Überbleibsel ihrer bemannten Apollo-Missionen oder ihrer unbemannten Vorläufersonden abstürzen lassen und diese möglicherweise zerstören.

In den vergangenen tagen hat sich LADEE jeden Tag ein wenig tiefer geschraubt und schlug letztlich auf dem Mond ein. Der Aufprall fand mit mehreren tausend Kilometern pro Stunde statt.

Guido Meyer, science.ORF.at

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