Um herauszufinden, ob Raben die Beziehungen fremder Artgenossen verstehen, spielten ihnen Wissenschaftler vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien Tonaufnahmen vor. Darauf waren Raben zu hören, die in der Forschungsstation Haidlhof bei Bad Vöslau bereits über ein Jahr hinweg im jeweils angrenzenden Gehege in Hör- und Sichtweite untergebracht waren.
Da Kolkraben innerhalb ihrer erweiterten Lebensgemeinschaften strikte Dominanzhierarchien bilden, kommt das auch in den Auseinandersetzungen zwischen ihnen zum Ausdruck.
Die Studie
"Ravens notice dominance reversals among conspecifics within and outside their social Group", Nature Communications (22.3.2014; doi: 10.1038/ncomms4679).
Die Biologen um Jorg Massen und Thomas Bugnyar spielten einerseits Aufnahmen mit "normalem", d.h. der Rangordnung entsprechendem Rabenkrächzen ab. Andererseits auch Unterhaltungen, in denen die hierarchischen Verhältnisse umgedreht waren - hier dominierte ein Tier plötzlich seinen höhergestellten Artgenossen.
Rollenumkehr stresst
Resultat: Die Raben reagierten auf die akustische Rollenumkehr mit Erkundungs- und Stressverhalten, drehten ihre Köpfe und schüttelten sich häufiger. Das weise darauf hin, dass die Tiere überrascht seien, schreiben die Forscher. Und das lasse wiederum den Schluss zu, dass Raben auf die Beziehungen von Artgenossen auf Basis von Beobachtungen schließen könnten.
Das sei der erste experimentelle Nachweis einer "mentalen Repräsentationen" von Beziehungen bei Tieren, erklärt Massen. "Sie müssen wirklich eine Idee über die andere Gruppe und die Beziehungen in der Gruppe haben." Menschenaffen sprechen Verhaltensbiologen diese Fähigkeit ebenfalls zu. Nachgewiesen wurde sie bei diesen allerdings noch nicht.
science.ORF.at/APA
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