WHO und UNICEF empfehlen Impfungen
Impfen ja, oder nein? Gegen Masern, Röteln, Zecken oder - besonders umstritten - Grippe. Ein Frage, die sich viele stellen, vor allem Eltern. Geht es nach der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, und der UNICEF, dem UN-Kinderhilfswerk, ist die Antwort darauf klar mit einem Ja zu beantworten, sagt der St. Pöltner Impfexperte und Kinderarzt Franz Zwiauer.
Ö1 Sendungshinweis:
Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 2.5., 12:00 Uhr.
Links:
- Schwerpunkt Impfen, Gesundheitministerium
- Österreichischer Impfplan 2014, Ärztekammer (pdf-Datei)
"Es muss schon etwas an Impfungen dran sein, wenn alle großen Gesundheitsbehörden der Welt Impfungen als wichtigste gesundheitsmedizinische prophylaktische Maßnahmen ansehen. Es kann die Weltverschwörung nicht so weit gehen, dass WHO und UNICEF Maßnahmen empfehlen, die den Menschen schaden würden und nicht das Wohl des Menschen im Auge hätten."
Zweifel an Nutzen
Aber genau den Nutzen bezweifeln Impfskeptiker. Einige werden von Impfkomplikationen abgeschreckt, andere - nämlich 40 Prozent der Österreicher - glauben, dass die Standard-Kinder-Impfungen Allergien auslösen. Urban Wiesing, Mediziner und Ethikprofessor der Universität Tübingen, nennt weitere nachvollziehbare Gründe für die Impfskepsis:
"Ein Hauptgrund ist der, dass wir mit den Krankheiten nicht mehr konfrontiert werden. Wir sehen sie nicht in unserem Alltag. Wir merken nicht, dass unsere Nachbarn oder Familien daran erkranken oder eventuell daran sterben. Ein weiterer Grund ist, dass wir eine gewisse Skepsis gegenüber der modernen Medizin haben und auf ein auf Natürlichkeitsdenken zurückgreifen. Das sehen wir ja in anderen Bereichen der Gesellschaft auch, dass wir glauben, eine natürliche Lebensweise sei die bessere. Dieser Trend ist in den Gesellschaften vorhanden, nur man muss sich fragen: Stimmt das auch für Impfungen oder haben wir da nicht ein fatales Natürlichkeitsdenken?"
Kein Impfzwang, aber Aufklärung verbessern
Das Ziel müsse sein, Impfkritikern Daten und Fakten zu liefern, auf deren Basis sie sich für die Impfung entscheiden können. Für Pamela-Rendi Wagner, Verantwortliche für die Öffentliche Gesundheit in Österreich, ist Impfen zudem ein Akt der Solidarität.
"Es gilt in Zukunft hervor zu streichen, dass Impfen nicht nur ein Akt der Eigenverantwortung ist, sondern ganz stark auch ein Akt für die Gesellschaft. Und damit - das muss man betonen - ein freiwilliger solidarischer Akt für vulnerable Mitglieder unserer Gesellschaft ist, die keine Wahl haben, sich impfen zu lassen oder nicht; wie Säuglinge oder immungeschwächte Menschen. Die müssen wir durch Herdenimmunität mitschützen."
Herdenimmunität ist möglich
In Finnland etwa habe man es durch durchdachte Impfkampagnen geschafft: Mehr als 95 Prozent der Finnen sind gegen Masern geimpft, die Herdenimmunität ist damit erreicht. Ein Vorbild für Österreich, so die Experten der Bioethikkommission.
Sie wollen in den nächsten Monaten darüber diskutieren, wie man die Impfmoral in Österreich erhöhen kann und dann dem Gesundheitsministerium Empfehlungen geben. Was allerdings jetzt schon klar scheint: Hardcore-Impfgegner, zu denen vier Prozent der Österreicher zählen, werde man allerdings nie überzeugen können. Hier siege die Emotion über die Information.
Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft
Mehr zu dem Thema: