Standort: science.ORF.at / Meldung: "Klarträume durch Stromstöße im Schlaf"

Schlafende Frau

Klarträume durch Stromstöße im Schlaf

Menschen, die klarträumen, können Inhalte ihrer Träume bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Wie eine neue Studie zeigt, kann man diese Fähigkeit beeinflussen: mit leichten Stromstößen auf bestimmte Gehirnregionen während des Schlafs.

Medizin 12.05.2014

Die Methode könnte eines Tages gegen wiederkehrende Alpträume verwendet werden, berichtet ein Team um die Schlafforscherin Ursula Voss von der Universtität Frankfurt.

Die Studie:

"Induction of self awareness in dreams through frontal low current stimulation of gamma activity " von Ursula Voss und Kolleginnen ist am 11. 5. 2014 in "Nature Neuroscience" erschienen.

Luzide Träume im Labor

Im Schlaf durchlebt der Mensch unterschiedliche Phasen. Bekannt ist vor allem der REM-Schlaf (rapid eye movement), bei dem sich die Augen schnell bewegen. Zwischen dem REM-Schlaf und dem vollen Bewusstsein mit voll funktionsfähigem Denkvermögen liegt das Zwischenstadium der luziden Träume, in dem manche Menschen über das Traumgeschehen reflektieren und dann einzugreifen versuchen.

Die 27 Versuchspersonen, rund die Hälfte von ihnen Frauen, die die Forscher im Schlaflabor untersuchten, gehörten nicht dazu: Sie hatten noch keine Erfahrung mit Klarträumen. Den Probanden wurde ein den Schlaf nicht störendes Gerät um den Kopf gelegt, das leichte Stromimpulse mit verschiedenen Hertz-Frequenzen (Hz) abgeben kann. Auswirkungen auf die luziden Träume wurden bei Frequenzen zwischen zwei und 100 Hertz untersucht.

Erfolg bei 40 Hertz

Nach drei Minuten REM-Schlaf versetzten die Forscher den Schlafenden leichte Stromstöße. Die auf Wechselstrom basierende "transcranial alternating current stimulation" des vorderen und seitlichen Schädels verändert die Aktivität in den darunterliegenden Gehirnregionen.

Einige Sekunden nach dem Stromstoß wurden die Studienteilnehmer geweckt und gaben über ihr Schlaferlebnis Auskunft. Frequenzen um die 40 Hertz (im Gammawellen-Bereich) führten zu verstärkten Klarträumen, also zur Einsicht, dass es sich dabei um einen Traum handelt, zur Kontrolle über den Inhalt und zur Distanz vom Traumprotagonisten.

Voss zeigte sich optimistisch, dass mit dem Verfahren der Stromstimulation eines Tages Opfern häufiger Alptraumattacken oder auch Schizophreniepatienten geholfen werden kann. Sie könnten Auswege aus unangenehmen Traumsequenzen eintrainieren.

Bisher ist das Verfahren der Stimulation nur zu Forschungszwecken zugelassen. Sie halte es für unvermeidlich, dass ein derartiges Gerät irgendwann für Verbraucher entwickelt werde, sagte Voss, selbst wenn sie persönlich nicht daran interessiert sei. Sie riet aber dazu, das Verfahren nur unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden.

science.ORF.at/AFP

Mehr zu dem Thema: