Nicht von ungefähr verweist die Forschergruppe um Jorge Moll vom D'Or Institute for Research and Education in Rio de Janeiro in ihrer Studie auf den Science-Fiction-Roman "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?".
Die Studie:
"Voluntary enhancement of neural signatures of affiliative emotion using fMRI neurofeedback" von Jorge Moll und Kollegen ist am 21. 5. 2014 in "PLOS ONE" erschienen.
Der Autor Philip K. Dick hat darin 1968 u.a. einen Test beschrieben, der es in der Zukunft ermöglichen soll, Menschen von Androiden zu unterscheiden: Schlüssel dabei ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen. Androiden fallen bei dem "Empathietest" durch, sie zeigen andere Körperreaktionen als Menschen.
Zuneigung und Stolz im Gehirnscanner
Vielleicht hätten die Androiden in die Schule der brasilianischen Forscher gehen sollen. Mit einem raffinierten Versuchsaufbau ist es ihnen gelungen, das Gefühlsvermögen ihrer - menschlichen - Studienteilnehmer zu erhöhen. Dazu mussten sich die 25 Probanden,14 von ihnen waren Frauen, in einen Gehirnscanner (fMRI) legen und sich auf eine von drei Episoden ihres Lebens konzentrieren.
Eine war mit Zuneigung verbunden (etwa das Wiedersehen mit einem guten alten Freund, nicht die romantische Liebe), eine mit Stolz (etwa nach Erzielen einer großen Leistung), eine neutral. Während sie an diese Erlebnisse dachten, wurden ihnen live per Software vereinfachte Bilder ihrer eigenen Gehirnvorgänge gezeigt.
In mehreren Durchgängen mussten die Probanden abwechselnd an die drei Gefühlslagen denken. Je länger die Übung dauerte, desto eindeutiger wurden die Bilder bei den Liebesgefühlen. Mit anderen Worten: Durch das Anschauen der eigenen Gehirnreaktion verstärkten sich im Vergleich zum Stolz die Gefühle der Liebe - oder zumindest die Aktivierung der für sie zuständigen Gehirnregionen. Bei einer Kontrollgruppe, die kein Neurofeedback erhielt, war dies nicht der Fall. Ohne Scanbilder des eigenen Gehirns stellte sich kein "Trainingseffekt" ein.
Anwendung bei Menschen, nicht bei Androiden
Die untersuchten prosozialen Gefühle seien der Schlüssel für Empathie, schreiben Jorge Moll und seine Kollegen. Ob ein Training dieser Gefühle auch den Androiden von Philip K. Dick geholfen hätte, den Empathietest zu bestehen und somit als Menschen zu gelten, soweit gehen ihre Spekulationen nicht.
Sie schlagen aber mögliche Anwendungsgebiete vor, die mehr im Bereich Science liegen als Fiction: Menschen, deren Empathievermögen eingeschränkt ist - etwas solche mit antisozialen Persönlichkeitsstörungen - könnten eines Tages von der Neurefeedbackmethode profitieren.
Lukas Wieselberg, science.ORF.at
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