Standort: science.ORF.at / Meldung: "Manche Gerüche verwirren Insekten"

Tabakschwärmer und Blüte

Manche Gerüche verwirren Insekten

Gerüche weisen vielen Insekten den Weg zu ihrer Nahrungsquelle. Eine neue Studie zeigt, dass das auch für die Tiere nicht immer so leicht ist. Denn andere natürliche sowie menschengemachte Geruchsquellen wie Autos können ihren Geruchssinn verwirren.

Wahrnehmung 27.06.2014

Dem Geruch auf der Spur

Vielen Insekten ernähren sich von Blütennektar. Das nützt auch den Pflanzen, denn im Zuge der Nahrungsaufnahme verbreiten die Tiere auch deren Pollen. Um die Bestäuber anzulocken, erzeugen die Blüten zum Teil sehr intensive Gerüche, die den Insekten den Weg weisen. Dennoch brauchen diese eine sehr feine Nase, um etwa weit entfernte Nahrungsquellen zu riechen.

Die Studie in "Science":

"Flower discrimination by pollinators in a dynamic chemical environment" von J.A. Riffell et al., erschienen am 27. Juni 2014.

Um festzustellen, wie die Tiere sich in der Vielfalt aller Gerüche richtig orientieren, haben die Forscher um Jeffrey Riffel von der University of Washington mehrere Tests mit einer Schmetterlingsart, dem Tabakschwärmer, durchgeführt. Der Geruchssinn der Tiere entspricht in etwa jenem von Hunden und ist damit um vielfaches gewandter als der von Menschen. Im Südwesten der USA, wo die Untersuchungen stattfanden, fliegen die Schmetterling vorzugsweise zu einer bestimmten Pflanze, dem Kalifornischen Stechapfel.

Wenn es nicht zu viele andere Gerüche gibt, können die Insekten ihre Lieblingsblüte über viele Gärten hinweg riechen. Aber manchmal begegnen sie auch natürlichen Hindernissen. In dieser Gegend wächst die Pflanze nämlich häufig in der Nähe von Kreosotbüschen, die nach Mandeln und Kirschen riechen. Die flüchtigen Aromastoffe ähneln dummerweise jenen des Stechapfels.

Leicht zu täuschen

Tabakschwärmer und Stechapfel

Kilex Riffel

Der Tabakschwärmer im Anflug auf einen Stechapfel.

Im Rahmen ihrer Untersuchung führten die Forscher nun Tests im Windkanal durch. Dafür befestigten sie eine kleine Elektrode am Riechkolben der Tiere, um zu erfassen, wie sie die Geruchswahrnehmung verarbeiten.

Dabei zeigte sich, dass der Geruchssinn der Schmetterlinge tatsächlich auch Grenzen hat. Der Zielgeruch muss per se eine bestimmte Intensität haben, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Zudem ließen sich die Tiere von Umgebungsgerüchen verwirren. Und zwar nicht nur dann, wenn diese so ähnlich waren, wie im Fall der Kreosotbüsche. Auch völlig andere Gerüche, wie etwa Autoabgase, brachten die Tiere vom Weg ab.

Das Ergebnis überraschte die Forscher. Sie dachten, dass der Geruchssinn der Schmetterlinge viel selektiver reagieren würde. Vor allem für Bestäuber im Stadtgebiet, wie z.B. Bienen oder Hummeln, könnte das zum Problem werden.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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