Auf der Tagung "Deutsch 3.0. - Perspektiven auf und aus Österreich" des Instituts für Germanistik der Universität Wien wollen Experten unter anderem die Zukunft des österreichischen Deutschs beleuchten.
Zur Person:
Manfred Glauninger forscht am Institut für Corpuslinguistik und
Texttechnologie der ÖAW und lehrt an den Universitäten Wien, Graz und Salzburg.
Veranstaltungshinweis:
Die Tagung "DEUTSCH 3.0. - Perspektiven auf und aus Österreich" findet am 28. Juni 2014 von 15.00-21.00 Uhr in der VHS Wiener Urania statt.
Links:
- DEUTSCH 3.0.
- Institut für Germanistik der Universität Wien
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ö1 Sendungshinweis:
Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in "Wissen aktuell" am 27. Juni 2014 um 13.55 Uhr.
Sprache wird im Internet verschriftlicht
Es wird getwittert, gepostet und gechattet: von Wien nach Sydney oder von Tokio bis in die Tiroler Berge. Raum und Zeit spielen im Netz keine Rolle, alles passiert in Echtzeit.
Das wirkt sich auf die Art der verwendeten Sprache im digitalen Netz aus, so Manfred Glauninger vom Institut für Corpuslinguistik und Texttechnologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: "Das ist im Bewusstsein eine Kommunikationsform des Sprechens und hat zur Folge, dass sehr viel Mündlichkeit in diese Schriftlichkeit einfließt. Mündlichkeit bedeutet in vielen Regionen des deutschen Sprachraumes dialektal kommunizieren."
Dabei handle es sich jedoch nicht um einen linguistisch-authentischen Dialekt, denn dieser werde gesprochen und nicht geschrieben, sagt Glauninger.
In Ost-Österreich Hochdeutsch vorherrschend
In Österreich wird der Dialekt aber nicht überall gleich stark genutzt. Hier gäbe es, so der Sprachwissenschaftler, ein Ost-West-Gefälle. Vor allem im Westen Österreichs, wie Tirol und Vorarlberg, ist der Dialekt im Alltag vorherrschend. Daher wird hier diese Sprachform von Jung und Alt auch im Internet verwendet.
Anders ist die Situation im Osten des Landes, wo der Dialekt vor allem als ein Merkmal der Unterschicht stigmatisiert wird. Postings und Tweets werden hier in österreichischem Hochdeutsch verfasst. Dialekt wird nur vereinzelt verwendet, im realen Leben, aber auch im digitalen Netz: "Das nützen manche Userinnen und User zum Beispiel, um Gefühle zu transportieren. Sie schreiben ein dialektales Wort, zum Beispiel 'Oida'; wodurch Nähe erzeugt wird."
Internet bewahrt Dialekt
Doch wie wirkt sich nun das Internet auf die Zukunft des Dialektes aus? Überraschenderweise positiv: "Man kann schon davon ausgehen, dass durch die digitalen Medien diese Sprachformen, die im Bewusstsein der Menschen als Dialekt verankert sind, tatsächlich vielleicht länger erhalten bleiben."
Ob sich diese Prognose bewahrheitet, wird sich zeigen. Sorgen müsse man sich um den Dialekt auf keinen Fall, so Glauninger. Auch wenn er in Zukunft womöglich weniger gesprochen wird, für Bereiche wie Tourismus, Musik und Werbung könnte der Dialekt als eine Art Kuriosität umso interessanter werden.
Réka Tercza, Ö1 Wissenschaft
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