Daran sei die eigenwillige Form von "Tschuri" schuld - sowie seine Oberfläche voller Eiszapfenstrukturen und Krater, so Ulamec: "Es ist schwierig, eine glatte Stelle auf dem Kometen zu finden, das Terrain ist nicht wirklich Lander-freundlich."
Der in Graz ausgebildete Geophysiker ist seit 1994 beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und hat den Lander von Anfang an mitkonzipiert. Habe man zunächst angenommen, den Landeplatz nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten wählen zu können, sei es nun eine fast ausschließlich technische Entscheidung.
Aufsetzen am 11. November
Die wichtigsten Kriterien sind neben der Oberfläche die Bahndynamik des Kometen, die Sonneneinstrahlung im Bereich der Landefläche - "Philae" ist nach kurzer Batterieversorgung auf Solarenergie angewiesen - und direkter Sichtkontakt zwischen Landeplatz und "Rosetta" zwecks Funkverbindung, so Ulamec. Die Raumsonde wird den Kometen mit fünf Kilometern Abstand umkreisen.

APA/HANS PUNZ
Die Landung ist für 11. November geplant. Derzeit seien fünf mögliche Stellen in der Auswahl, am kommenden Wochenende werde man daraus zwei wählen, die im Detail untersucht werden, sagte er. Wo "Philae" aufsetzen wird, könne man nicht auf den Meter genau festlegen - der Treffbereich habe etwa einen Kilometer Durchmesser. "Dort gibt es bei den möglichen Landestellen jeweils raue und weniger raue Flächen", so Ulamec.
Schubs-Manöver
Um ihn auf den Kometen zu bringen wird "Rosetta" den Lander "nach hinten schubsen", worauf er "nach unten fällt" und mit den Beinen voran am Kometen landet, erklärte der Missionsleiter .
Weil der etwa Kühlschrank-große "Philae", der auf der Erde 100 Kilogramm wiegt, am Kometen durch dessen geringe Gravitation nur das Gewicht von einem Gramm hat, haben sich die Entwickler einiges ausgedacht, damit er nicht wieder abprallt und im All verschwindet.

ESA / ROSETTA / MPS HANDOUT
Düsen werden ihn an die Oberfläche drücken, Harpunen festhalten und Schrauben an den Beinen schließlich fixieren. "Selbst wenn die Oberfläche voll Staub weicher als Neuschnee ist, hoffen wir, dass sich dieser durch den Aufdruck verfestigt und der Lander nicht versinkt", sagte Ulamec.
Nach erfolgreicher Landung sollen die zehn wissenschaftlichen Geräte aktiv werden, um den Himmelskörper zu erkunden - darunter Kameras, Instrumente, die den Kometen wie bei einer Tomographie scannen, und ein Atomrastermikroskop, das am Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz gebaut wurde.
Kometen: Relikte aus der Urzeit
"Kometen sind mehr oder weniger unverfälschte Überbleibsel aus der Entstehung des Sonnensystems", sagte Ulamec, durch ihre Erforschung könne man über die Frühgeschichte des Sonnensystems lernen.
"Rosetta" wurde im März 2004 gestartet, flog mehrmals um die Sonne und nahm bei drei Vorbeiflügen an der Erde Schwung, um schließlich ihr eigentliches Ziel, den Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" anzusteuern. Nach einem "Winterschlaf" erwachte sie am 28. März dieses Jahres planmäßig. Nun hat sie sich an den Kometen angenähert.
Die Bilder, die sie von ihm zur Erde funkte, überraschten die Wissenschaftler. Anstatt wie vermutet kugelrund oder ellipsoid zu sein, ist "Tschuris" Form recht unregelmäßig, er wird daher oft mit einer Badeente verglichen.
science.ORF.at/APA
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