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Schädel von Homo floresiensis

Fall "Hobbit" noch immer ungelöst

Im Oktober 2004 berichteten Forscher in der Fachschrift Nature über einen sensationellen Knochenfund auf der indonesischen Insel Flores: eine bis dahin unbekannte Menschenart. Sie nannten sie, nach dem Fundort, Homo Floresiensis.

10jähriges Jubiläum 23.10.2014

In der aktuellen Ausgabe von Nature fasst nun der prominente Anthropologe Chris Stringer zusammen, was man, zehn Jahre später, alles über den ca. 18.000 Jahre alten Homo floresiensis weiß bzw. nicht weiß.

Verschiedene Szenarien

Der Kommentar in "Nature":

"Human evolution: Small remains still pose big Problems" von Chris Stinger, erschienen am 23. Oktober 2014.

Hintergrund:

Ö1 Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in "Wissen Aktuell" am 23.10. um 13:55.

Klein, aber oho. Homo floresiensis - auch Hobbit genannt - maß nur einen Meter und hatte einen ausgesprochen kleinen Schädel. Chris Stringer, Anthropologe am Londoner Naturhistorischen Museum berichtet von weiteren anatomischen Eigenheiten: "Insbesondere der Kieferknochen ist auffallend. Er ist verdickt, wie man das nur von sehr alten Frühmenschen kennt. Aber außerdem hatte er moderne Homo sapiens-Merkmale." Dazu zählen etwa die Zähne oder das flache Gesicht. Eine komplexe anatomische Mischung also. Und daher hält Stringer auch nichts von Theorien, dass der Hobbit bloß ein moderner missgebildeter Mensch sei.

Wann und wie kam der Homo floresiensis nach Südostasien? Szenario 1: Der Vorfahre Homo erectus verließ Afrika vor etwa 1.8 Millionen Jahren, gelangte nach Flores, blieb dort und schrumpfte. Das Phänomen von "Inselverzwergung" kennt man von Tieren. Das neuere und ungewöhnlichere Szenario 2: Ein noch viel älterer, primitiverer Vorfahre wanderte von Afrika nach Südostasien.

Laut Stringer wäre es denkbar, dass Homo floresiensis nicht das einzige Experiment der Evolution war. Gut möglich, dass auch auf anderen Inseln in der Region verschiedene Populationen gelebt haben. Die Forscher suchen jedenfalls nach weiteren Knochenfunden. Zur Klärung der Verwandtschaftsverhältnisse wäre eine Analyse des Erbguts ideal. Doch in tropischem Klima alte DNA zu finden, ist ein Glücksfall.

Madeleine Amberger, Ö1 Wissenschaft

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