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Rosetta im Anflug zum Kometen Tschurjomow-Gerasimenko

Österreichisches Know-How schützt "Rosetta"

Nach einer über zehn Jahre dauernden Reise durch die unendlichen Weiten des Weltalls soll am 12. November die Landeeinheit der Raumsonde "Rosetta" auf dem Kometen "Tschuri" landen. Klappt das riskante Manöver, dann schreibt die Europäische Raumfahrtagentur ESA Geschichte und mit ihr Österreichs Industrie.

ESA-Mission 05.11.2014

Denn ohne österreichisches "Know-How" würden die Geräte an Bord von "Rosetta" gar nicht mehr funktionieren. Die komplexe Außenhaut, die Isolierung der Sonde stammt von der RUAG-Space Austria, Österreichs größtem Weltraumkonzern.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal um 12 Uhr am 5. 11.

Enorme Temperaturschwankungen

Der Weltraum: unendlich weit, unendlich unwirtlich, vor allem für Technologien aus Menschenhand. Kosmische Strahlung bombardiert die Raumsonde konstant, eisige Temperaturen setzen ihr zu, sagt Max Kowatsch, Geschäftsführer der RUAG Space Austria.

Satelliten müssten, wenn sie im Weltall fliegen, mit sehr großen Temperaturschwankungen zurechtkommen; auf der zur Sonne hin orientierten Seite können es 200 Grad sein, auf der sonnenabgewandten Seite bis zu minus 200 Grad,"und über den Temperaturbereich würden keine Instrumente, keine elektronischen Geräte funktionieren, deshalb braucht man spezielle Isolationshüllen, die aus vielen einzelnen Lagen bestehen, mit denen es möglich ist, das Innenleben des Satelliten in einem Temperaturbereich von minus 20 bis etwa plus 50 Grad zu halten."

Kometenstaub im Nanometerbereich

Aber nicht nur die Isolation stammt von der Firma RUAG Space, sie hat auch an einem Rasterkraftmikroskop zur Analyse des Kometenstaubs mitgebaut, das vom Institut für Weltraumforschung in Graz entwickelt wurde. "Es geht um die Vermessung von Partikeln im Nanometerbereich, und ein Nanometer ist ein Millionstel eines Millimeters, also wirklich ganz kleine Partikel, die man mit Hilfe dieses Gerätes vermessen kann“, so Kowatsch.

Die Analyse des Kometenstaubs ist essenziell für den Erfolg der Mission, schließlich geht es ja dabei um die Frage, woraus Kometen bestehen und was sie uns über die Entstehung des Sonnensystems und des Lebens lehren.

Fundament für wirtschaftlichen Erfolg

Für das Unternehmen RUAG-Space sind Wissenschaftsmissionen wie "Rosetta" ein essenzielles Standbein, die unabdingbare Basis, wie Geschäftsführer Max Kowatsch sagt. Nur wer bei solchen außergewöhnlichen Missionen mit dabei ist, den anderen Unternehmen technologisch immer einen Schritt voraus ist - kann sich am internationalen, am kommerziellen Markt auf Dauer halten.

Der Wettbewerb sei hart: "Vor allem um die technologisch interessanten Aufträge, und das sind vor allem die Aufträge, wo man Produkte entwickeln kann, die man dann auch auf Märkten außerhalb der ESA verkaufen kann, das wollen natürlich alle, und deshalb gibt's einen sehr harten Wettbewerb."

Rund sechseinhalb Millionen Euro hat der "Rosetta"-Auftrag der österreichischen Firma im ersten Schritt gebracht, Nachfolgeaufträge nicht miteingerechnet. Generell stammen 60 Prozent des Umsatzes der RUAG-Space Austria aus Wissenschaftsmissionen der Europäischen Raumfahrtagentur, 40 Prozent werden durch Geschäfte mit den USA, China etc. erwirtschaftet.

AIT, Siemens, Joanneum Research

Neben RUAG Space haben auch das Austrian Institute of Technology (AIT) und Siemens Österreich mit kleineren Beiträgen an der Entwicklung von "Rosetta" mitgewirkt, wie auch das steirische Joanneum Research im Bereich der Soft- und Hardware.

Für Heinz Mayer von Joanneum Digital ist die Mitwirkung an einer solchen Mission absolut begeisternd: "Nicht nur aus der Sicht des Forschungsumsatzes, vor allem ist es großartig, die Begeisterung zu spüren, die man dabei hat, komplett neue Felder anzugehen."

Die öffentliche Hand hat übrigens ebenfalls auf "Rosetta" gesetzt und über die Jahre hinweg projektbezogen 43 Millionen Euro in Forschung und neue Technologien investiert, heißt es von Seiten des Infrastrukturministeriums.

Gudrun Stindl, Ö1 Wissenschaft

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